Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Komödie/Drama/Abenteuer, USA 2013, 115 min

Lange vor dem digitalen Zeitalter, mit all seinen Avataren, Fake-Accounts und den Leuten, die sich tagelang in andere Welten fortdenken, bezeichnete man einen richtig mittyesken Typen als einen solchen, wenn er ein professioneller Tagträumer, Schaumschläger oder Aufschneider war. Walter Mitty, seine Geschichte schrieb James Thurber bereits 1939 auf, hat das Traumtanzen quasi erfunden. Wenn ihn seine pathologische Schüchternheit die angebetete Arbeitskollegin Cheryl aus den lebensgefährlichsten Situationen retten lässt und ihn zwischen zwei Lidschlägen zu den entlegensten Plätzen dieser Erde katapultiert, einzig, um der dunkelhaarigen Schönen ordentlich den Hof zu machen, dann spielt die große Traum-Tanz-Kapelle „Kino Digital“ ein paar sehenswerte Nummern. Allein, ein Fingerschnippen später befindet sich Walter Mitty wieder am Kopierer oder in der Dunkelkammer vom LIFE-Magazin, seinem Arbeitsplatz. Wo er umzingelt ist von großformatigen Hochglanz-Helden. Das ist mal ein schöner Einfall; die Redaktion vom LIFE-Magazin als Mausefalle, aus der Ben-Stiller-Mitty-Mouse flüchten muss, weil der Speck irgendwo am Hindukusch versteckt ist. Ein vielbeachtetes Presse-Foto soll auf den Titel der letzten Print-Ausgabe vom LIFE, aber Walter kann das Negativ nicht finden. Also ist er dann mal weg, um das Rätsel von Negativ 25 zu knacken. Im Grunde aber wieder nur, um endlich Cheryl für sich zu gewinnen. Manchmal lohnt es sich wirklich, zwanzig Jahre von so einem Film zu träumen. 1994 sollte Jim Carrey ran, 2005 Owen Wilson und später waren auch Johnny Depp oder Sacha Baron Cohen annonciert. Daran sollte man mal denken, wenn der mausgesichtige Stiller durchs Hochgebirge stapft oder mit Haien schwimmt.
alpa kino