Aus dem Leben eines Schrottsammlers

Früher legte er im serbischen Niemandsland einen Mann auf die Mine und bekam den OSCAR dafür, er reparierte mit Claude Lelouch in Kabul zerstörte Kinos oder schickte drei Schwestern mit »L'enfer« durch Kieslowskis Hölle. Als ihm die Geschichte von Senada und Nazif zu Ohren kam, beschloss Regisseur Danis Tanovic, wieder ganz von vorne anzufangen mit dem Kino. Ein Mann, der seine Kamera schnappt und in ein Romadorf fährt, um eine Begebenheit fest zu halten. Der Schrottsammler Nazif und dessen Familie leben von der Hand in den Mund und von den wenigen Groschen, die Nazif für seine Arbeit bekommt, wenn er Autos ausschlachtet. Er ist ein guter Mann, liebt seine zwei Kinder, die mit Senada eine fürsorgliche Mutter haben, so gut das bei solcher Armut eben geht. Und Senada ist schwanger. Doch es gibt Komplikationen. Vom Nachbarn borgt sich Nazif ein Auto und erfährt im Krankenhaus, dass ihr ungeborenes Kind gestorben sei und es dringend einer OP bedürfe. 1000 bosnische Mark soll alles kosten, Geld, das die beiden im Leben nicht aufbringen können. Wenn die Türen verschlossen bleiben, müssen sie wieder heimfahren. Aber die Frau bracht dringend Hilfe, und so steht Nazif in der Nacht wieder vor dem Krankenhaus. Wo ihm nur Gleichgültigkeit entgegentritt. Und Rassismus. Jeglichen Minderheiten gegenüber, oder überhaupt allen Menschen, die arm sind. Da wundert es nicht, dass Tanovic gerade für die Ärzte Schauspieler einsetzen musste, während alle übrigen Protagonisten sich und ihre Geschichte hier selbst spielen. Bei der BERLINALE 2013 gab es für Tanovics Form von scripted reality den Großen Preis der Jury und den Silbernen Bären für Nazif Muji? als bester Darsteller.
Alpa Kino