27. Januar 2009

Jahresrückblick Dr. Kurt Hanuschke

Liebe Leser, werte Fans,
Jahresrückblick Dr. Kurt Hanuschke
wieder haben wir ein kinoreiches Jahr hinter uns gebracht. Alles steht auf Beginn, alles geht von vorn los. Das hat Vor- und Nachteile. Von Vorteil ist vor allem für ältere Menschen wie mich, dass die anhaltende Ideenarmut in der Filmindustrie dazu führt, dass weiterhin alte Filme neu verfilmt werden oder alt Bewährtes frisch aufgebrüht wird und ich und meines Gleichen nicht mehr angestrengt darüber nachzudenken braucht, was wohl als nächstes Aufregendes passieren wird. Das hat sich z.B. am eindrucksvollsten für mich und Herrn Krabbe beim Besuch vom Indianer Jones IV manifestiert. Lockere nicht an den Nerven zerrende und den Geist beanspruchende Unterhaltung, die einem auch noch die Zeit lässt, das Bukett des Filmuferbieres sich auf der Zunge entfalten zu lassen.
Von Nachteil und nicht mehr lustig ist unsere Älterwerdung hingegen ab 40. Bekanntes Beispiel: Til Schweiger. Diesbezüglich stellt sich für 2009 indes auch die Frage, wird Tils Beliebtheit einen ungeahnten Aufschwung wie einst bei John Travolta erfahren? Bisher hat es zu mindestens noch jedem Darsteller gut getan, in einem Quentin Tarantino-Film mitgewirkt zu haben, und auch John Travolta konnten die Wenigsten vorher leiden. Aber auch wenn mit Til Schweiger nichts passiert, können wir doch letzten Endes froh und dankbar sein, wenn Til nicht Pilot oder Scientologe wird. Das mit Piloten ging schon mit »The Red Baron« ordentlich in die deutsche Filmhose und kommt davon, wenn man ungebremst auf die Kacke haut, krampfig amerikanischer sein möchte als jeder Amerikaner und so tut, als wäre man Hollywood. Irgendwie auch signifikant für das Jahr 2008, wie arrogant nicht nur mit dem Leben sondern auch mit dem Geld anderer umgangen wurde, und somit war »Der rote Baron«, wie der Film in deutsch heißt, mit einem Budget von 18 Millionen Euro die teuerste und zugleich erfolgloseste deutsche Filmproduktion aller Zeiten. Das war aber nicht Tils Schuld, denn der hat seine »Keinohrhasen« ordentlich und erfolgreich in den sicheren Hafen gesteuert und hat mit 6283365 Zuschauern Platz 1 in den Top 20 der deutschen Besuchercharts eingenommen. Mütze ab, da muss man den Til nach soviel Häme 2008 einfach auch mal ordentlich loben. Fürderhin erfreulich, dass sich James Mangold an dem großen Remake-Reigen, der sich 2009 fortsetzen wird, mit »Ray 2« beteiligt. Dabei soll es um die Verfilmung des bemerkenswerten Lebens und der sagenhaften Karriere Ray van Zeschaus gehen. In der Rolle des Ray werden Sie Kai Schumann erleben, der bereits in Rosa von Praunheims »Der Einstein des Sex« als junger Magnus Hirschfeld zu sehen war. Sex mal anders, zumindest fürs Kino, gab es dann von dem wundervollen Andreas Dresen, der uns mit »Wolke Neun« freundlicherweise darauf aufmerksam machte, dass wir unsere primären Geschlechtsmerkmale nicht mit 60 auf dem Tresen des Deutschen Gesundheitsamtes abzulegen haben.
Ja, was gab es noch so? Insgesamt wurden im Kino 2008 genau 9853792 Schuss Munition ver- und 68220 Menschen erschossen oder anderweitig gemeuchelt, 73563 Tonnen Sprengstoff in die Luft gejagt und es gab 26000 Verletzte und 3687 Vermisste.
Dem entgegen stehen lediglich 856 Filmküsse und 23 Mal Geschlechtsverkehr. Dem bleibt mir nichts hinzuzufügen und ich wünsche allen ein segensreiches und friedliches 2009.
Ihr Dr. Kurt Hanuschke