9. März 2021

Bond zum Anfassen

Das Buch „James Bond. 100 Seiten“ des Dresdners Wieland Schwanebeck verkürzt das Warten auf den neuen Film auf amüsant-lehrreiche Weise.
Bond zum Anfassen

Das Buch „James Bond. 100 Seiten“ des Dresdners Wieland Schwanebeck verkürzt das Warten auf den neuen Film auf amüsant-lehrreiche Weise.

 

Nicht weniger als fünf Startterminverschiebungen musste das neue James-Bond-Abenteuer »Keine Zeit zu sterben« bereits über sich ergehen lassen. Sollte es, wie momentan beabsichtigt, beim 30. September 2021 bleiben, wäre das fast zwei Jahre nach dem ursprünglichen Termin. (Noch) Kein Vergleich zum BER, doch weit entfernt vom ursprünglichen Plan.

 

Auf einem Flughafen vertreibt mensch sich die Wartezeit gewöhnlich mit einem Buch. Warum also nicht auch bis zum Kinobesuch? Der Dresdner Literatur- und Kulturwissenschaftler Wieland Schwanebeck hat hierfür die passende Lektüre parat: „James Bond. 100 Seiten“ befasst sich in 007 Kapiteln u.a. mit der Geschichte der Figur, der literarischen Vorlage, den Stunts, Geheimwaffen und dem Thema Männlichkeit im Bond-Universum und bietet einen frisch-humorvollen Blick auf eine der beliebtesten Filmreihen der Kinogeschichte.

Dass hier ein Profi am Werk ist, zeigt sich schon bei der Frage nach seinem Erstkontakt mit dem fiktiven britischen Geheimagenten: „In meiner Jugend hatten es mir definitiv die Schauwerte angetan – ich glaube, ich habe Bond-Filme gemocht, so wie andere Leute gern im Reiseprospekt blättern.“ Auf die kommt der Autor in seinem Buch ebenso zu sprechen wie auf wiederkehrende Merkmale (Kapitel Bonds Baukasten), der Entwicklung der Gegner vom ein- zum mehrdimensionalen Bösewicht (Herren und Knechte) oder Bonds Interaktion mit dem weiblichen Geschlecht (Kiss Kiss). Ergänzt wird dies mit witzigen Infografiken (Bonds Waffenarsenal), tabellarischen Aufstellungen (sportliche Duelle, Bau deinen eigenen Bond-Titel!) sowie allerhand Fotos und Vielem mehr.

Nun könnte man meinen, zu der Figur James Bond sei inzwischen alles gesagt und geschrieben worden, sowohl aus popkultureller als auch filmhistorischer Sicht. Zumal die Reihe „100 Seiten“, in der dieses Buch erscheint, von Natur aus Reduzierung aufs Wesentliche verlangt und vermuten lässt, dass hier nur fix bekannte Fakten und etwas Gossip zusammengetragen wurden. Das Gegenteil ist der Fall und hebt das Buch zu Recht von anderen, eher oberflächlichen „Bond Best of“-Veröffentlichungen ab, die zweifellos ebenso dieses(?) Jahr wieder mit dem geplanten Kinostart des neuesten 007-Abenteuers die Buchregale füllen werden.

Und danach? Was erhofft sich der Autor selbst für die Zukunft der Reihe? „Ich wünsche mir die Bond-Reihe als eine etwas offenere Einladung an Kreative. Das gilt für die Wahl der Darsteller genauso wie die des Personals hinter der Kamera – sich mal ausprobieren zu können und Bond auf mannigfaltige Art etwas aus der Komfortzone zu locken. Mal ernster und mal verspielter, mal globaler und mal lokaler gedacht und gern auch mit unterschiedlichen Identifikationsangeboten in der Hauptrolle“, so Schwanebeck im Gespräch. „Vielleicht kann Bond ja auch einfach daran arbeiten, den Brexit rückgängig zu machen statt wieder Atomsprengköpfe zu entschärfen.“

 

Ein verlockender Gedanke. Parallel dazu darf er den Kampf gegen eine Virusepidemie aufnehmen, damit wir (nicht nur ihn) baldigst wieder auf einer großen Leinwand in unseren Lieblingskinos bei seiner Arbeit anfeuern können.

Csaba

 

Wieland Schwanebeck: „James Bond. 100 Seiten“ (broschiert, Format 11,4 x 17 cm, 100 Seiten inkl. 15 Abb. und Infografiken) erscheint bei Reclam und ist auch als E-Book erhältlich. ISBN: 978-3-15-020577-8 (Buchcover: © 2020 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH)

Leseprobe

 

https://www.reclam.de/detail/978-3-15-020577-8/Sch...