24. November 2010

Pro und Contra - Harry Potter die siebente

Nach langem Warten nun da, wie immer, beinahe erdrückt von hohen Erwartungen
Pro und Contra - Harry Potter die siebente
Nach langem Warten steht nun der siebte Film der Harry Potter Serie vor der Tür – wie immer, beinahe erdrückt von hohen Erwartungen. »Harry Potter und die Heiligtümer des Todes« ist ein Film, der sowohl Begeisterung auslöst, als auch einige Fragen aufwirft, vor allem in der Redaktion des Kinokalenders. Im Folgenden nun die positiven und negativen Aspekte des siebenten verfilmten Wälzers.

Pro:
»Harry Potter und die Heiligtümer des Todes« kann mit einem Wort beschrieben werden: atemberaubend. Oder wie Steve Jobs sagen würde: „Magic!“. Der Film ist kaum von ruhigen Momenten geprägt und gibt dem Zuschauer keine Zeit zur Langeweile. Das bedeutet nicht, dass ständig gekämpft wird. Es gibt auch zauberlose Momente, diese werden allerdings von einer Intensität bereichert, wie es die Potter-Filmwelt noch nicht kannte. Und sollte es doch mal zu direkten Auseinandersetzungen kommen, so sind Kampfszenen zwischen den Mannen um Harry Potter und den dunklen Gefährten des Lord Voldemort von umwerfenden Special Effects geprägt – sei es ein Duell bei maximaler Fluggeschwindigkeit oder wie die schwarzen Wolken des dunklen Lords das scheppernde Motorrad des dicken Hagrids kräftig durch die Luft schleudern.

Die Spannung wird nicht zuletzt auch durch den fantastischen Soundtrack erzeugt. Dieser wurde diesmal von dem Komponisten Alexandre Desplat entworfen. Nach der Untermalung der letzten beiden Harry Potter Streifen durch Nicholas Hooper hat Desplat keinesfalls geringere Spannung mit seinen Klängen zugelassen, sondern erschuf mehr als je zuvor. Bombastische Vollorchestrierungen untermalen sowohl aufregende Kampfszenen als auch die unendlichen Weiten britischer Landschaften.

Der Film erscheint erstaunlich geordnet und verständlich trotz der rasenden Wechsel zwischen Verfolgungsjagden, Flucht, Kämpfen und Ermordungen. Ab und an unterbricht der britische trockene Humor der drei Hauptfiguren, Harry Potter, Hermione Granger und Ron Weasley die permanente Anspannung. Auch der beeindruckend grafisch umgesetzte Hauself Dobby, der realistischer und plastischer aussieht als je zuvor, trägt durch sein ungeschicktes und urkomisches Verhalten einiges zur Verzauberung des Publikums bei.
Auffällig ist auch das ausgereiftere Schauspiel der jungen Darsteller, die nun definitiv keine Kinder mehr sind. Emma Watson legt als Hermione eine blendend dramatische Darstellung einer Folterszene hin und stiehlt den Film hindurch Harry Potter des Öfteren das Rampenlicht.

Und nicht zuletzt – die neuen magischen Spielereien? Eine Handtasche, die von außen klein aussieht, in der man jedoch ein ganzes Zimmer verstauen kann (wobei die Idee wohl von Mary Poppins geklaut ist), ein kleiner Stab, der Licht erst einsammeln und später wieder spenden kann und Ablenkungsbomben, welche gleichzeitig laut hupen können und furzen. Oh welch ein Spaß!

Insgesamt ist »Harry Potter und die Heiligtümer des Todes« ein unheimlich aufregender Film voller Momente zum Aufzucken und einer Menge Spannung. Deutlich blutiger als die Vorgängerfilme könnte nun dieser Harry Potter Streifen so manchen „Erwachsenen“ vom Hocker hauen (wir sind nun bereits bei einer Altersfreigabe von 12 Jahren angelangt!).
Y.Stonedigger


Contra
Genau einen Monat ist es her, dass ich mich darüber ergoss, wie sehr ich dem aktuellen Harry Potter Film entgegen lechzte. Einige der Argumente für diesen Film waren, um zu zitieren: „[…]gut geschrieben, visuell umwerfend, fesselnd, überraschend wenig lächerlich[…]. Gerade der letzte Part schien positiv. Aber jetzt? Harry Potter 7 pt. 1 hat rein gar nichts mehr mit dem Film zu tun, der anno 2001 Kinder zuhauf in die Kinos lockte. Ab »Harry Potter und der Gefangene von Askaban« und der erhöhten Altersfreigabe von sechs auf zwölf Jahre, hielt Dunkelheit Einzug in die Filme. Dies verhalf der Handlung, an Tiefe zu gewinnen und auch dabei, nicht dem Stigma des ewigen Kinderkinos zu verfallen. Diese zunehmende Ernsthaftigkeit war fantastisch. Sie funktionierte auch deswegen so gut, da dennoch stets der Hauch des kindlich verspielt Magischen nie abhanden kam. Streiche, Urkomisch-Ungewöhnliches und immer eine Spur Harmonie. Doch wohin hat es geführt, was für eine Atmosphäre gibt es jetzt, einen Teil vor Schluss der Filmreihe?

Der Film wird zu neunzig Prozent von Dunkelheit dominiert. Ständige Angst liegt in der Luft, Hoffnung auf Erfolg ist rar, die Charaktere bewegen sich in einem Meer der Hoffnungslosigkeit von einem Strohhalm des Lichts zum nächsten. Wo in anderen Filmen Leute ihre Stimme verloren, verlieren sie nun ihr Ohr oder gar ihr Leben. Waren ihre Eltern und/oder Familie für Harry und die ihm Wohlgesonnenen einst Quell der Stärke, sind sie jetzt entweder ein deprimierendes Fenster aus Zeiten einer optimistischeren Vergangenheit oder Ziel von Sorge und ein Mittel der Erpressung.

Eine musikalische Untermalung, die mal etwas Zauberhaftes an sich hatte, kann sich nun schon fast mit den kontrabassverseuchten Tiefen eines »Inception« messen.

Die jetzige Form der Harry Potter Verfilmungen hat der Zielgruppe abgeschworen, die sie seinerzeit so verschlang. Junge Leute, welche sich in einer Welt zwischen Magie, Freundschaft und den Hürden des Erwachsenwerdens hingaben, finden nun primär nur noch eins vor: Schmerz und Verzweiflung. Es wurde ernstes Kino für ernste Leute. Dies ist bedauerlich, galt Harry Potter lange als Werk, welches generationsübergreifend bezaubernd war. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Julio Espin


Contra XXL:
Zunächt muss ich wohl zwei Dinge klarstellen: 1.) ich lasse mich durchaus gern auf Neues ein und von Qualität überzeugen und 2.) ich bin kein Potter-Fan, und werde es wohl auch nicht werden!

In den letzten Tagen die Mühe gemacht, Potter Teil 4 bis 6 noch einmal anzuschauen (die ersten Teile hatten wir bereits mehrfach gesehen) – um die Handlung im Zusammenhang zu sehen, die Filme untereinander vergleichen zu können, sprich einen Gesamtüberblick zu gewinnen. Auch habe ich mir Ungereimtheiten von „Kennern“ erklären lassen. Der entstandene Eindruck ist vernichtend! Die Geschichte wird immer düsterer, verworrener, am Ende hat der dunkle Lord alle gemeuchelt – doch wie durch ein Wunder findet sich ein Happy End.
Ich würde mich ja gern von der Phantasie gefangen nehmen lassen, aber das was im Film rüber kommt, ist einfach zu schwach. Nichts mehr übrig vom Zauber des ersten Teils, von der Liebe zum Detail, von der Faszination der Story. Entweder ist Warner das Geld ausgegangen oder – was wahrscheinlicher ist – man hat dort mitbekommen, dass das Publikum auch mit viel weniger zufrieden zu stellen und brav im Jahresrhythmus seinen Obolus abzugeben bereit ist. Da werden Handlungsstränge rigoros zusammengestrichen oder Personen, die wichtig sind, weggelassen, alles aufgehübscht mit angeblich so spektakulären „Spezialeffekten“ – die sind ja „sooo wichtig“ würde Hacke sagen. Da werden großartige Schauspieler verheizt. Es fehlt wohl auch ein Regisseur wie Peter Jackson, der der Größe des Stoffes gewachsen ist. Erst recht kann Harry nichts dafür, er wird permanent im Unklaren gelassen, stolpert durch die Geschichte – was er auch selbst zugibt – kann nichts, weiß nichts, muss nur seine Narbe hinhalten und seine schauspielerischen Schwächen übertünchen, also dass tun wofür er gecastet wurde.

Wie heißt es so schön in einem der ersten Teile: „Sie müsste mal dringend ihre Prioritäten klären“. Die Filmproduzenten und -verleiher haben sie geklärt – Money. Und alle machen mit. Oder haben sie das nur bei Frau Rowling abgeschaut? Oder ist es ein verdeckter Werbecoup der Stiftung Lesen? Denn wer wirklich in die „Zauberwelt“ eindringen will, muss sich die Zeit nehmen, zu den Büchern zu greifen und kann darin versinken!
H. Schotter

http://harrypotter.warnerbros.de