7. Juni 2013

Picknick am Zonenrand

Dresdner DDR-Undergroundfilme der 80er
Picknick am Zonenrand
1986 gründeten Rainer A. Schmidt, Wolf Götz Richter und Ray van Zeschau in Dresden die unabhängige Filmgruppe FESA (feige sau). Noch im selben Jahr fand das erste Dresdner Undergroundfilmfest in einer 120 Quadratmeter Wohnung auf der Schweriner Straße 63 statt, die heute auf der Liste der Kulturdenkmale Dresdens steht.

Da es damals systembedingt unmöglich war, eine öffentliche Veranstaltung auf die Beine zu stellen, verteilte man Einladungen an einen ausgewählten Personenkreis. Trotzdem kam es nach den Aufführungen immer wieder zu Personenkontrollen durch die Volkspolizei und zu Observierungen des Hauses. Die Filme der FESA hatten zumeist surrealen Charakter und setzten sich mit für die damalige Zeit teils drastischen künstlerischen Mitteln vornehmlich mit gesellschaftlichen Themen wie gesellschaftlicher Unterdrückung, Umwelt und Militarisierung auseinander.

1987 wurde an der Hochschule für Bildende Künste Dresden das Filma-Morgana-Filmfestival ins Leben gerufen, an dem die FESA zweimal teilnahm. Dem dritten Festival verweigerte man sich, da die Hochschule eine Art Zensur bzw. Vorkontrolle der Filme vornehmen wollte.

1988 gründeten Rainer A. Schmidt und Ray van Zeschau dann die Band „Freunde der italienischen Oper“ und gaben den neu gedrehten Filmen einen eigenen Soundtrack. 1991 wurde der FESA-Film »Frustratorische Assoziationen 86« zur Ausstellungseröffnung »Leibesvisitation« und zur Amtseinführung von Dr. Martin Roth als Direktor des Hygienemuseums Dresden im Steinsaal mit den „Freunden der italienischen Oper“ aufgeführt und löste einen Skandal aus. 1992 drehte man den letzten Film »Teddy goes to Golgotha«, der aber nicht mehr zur Aufführung gelangte.

Von 1986 bis 1988 veranstaltete die FESA drei Filmfeste. 27 Jahre nach Gründung der FESA werden die Werke plus zwei Filme der Gruppe „Milder Wahn“ nun in dem Sonderprogramm des 25. Filmfestes „Picknick am Zonenrand“ auf der großen Leinwand des Fritz-Lang-Saales der Schauburg erstmals wieder gezeigt. Durch den Abend führt der Autor und Filmhistoriker Dr. Claus Löser in Anwesenheit der Protagonisten.