Kinder
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Himbeeren mit Senf

Drama/Jugend, Deutschland/Luxemburg 2022, 88 min

Nicht jeden Tag schmeckt das Leben süß wie Himbeermarmelade, das weiß die junge Heldin Meeri (Leni Deschner) von ihrer Oma Grete. Über die Einmachgläser gebeugt, will die ihrer Enkelin etwas beibringen, was diese schon lange ahnt. Wenn sie nämlich ihren Bruder Luk bei dessen Zwist mit der Dorfgang beschützen muss oder ihrem allein erziehenden Papa zuschaut, wie der mit reihenweise Blind Dates versucht, die kleine Familie wieder zu vervollständigen, dann checkt Meeri wieder mal; Oma hat Recht. Irgendwie ist die 14-Jährige den bitteren Beigeschmack auch von klein auf gewöhnt, ihr Papa ist Bestatter von Beruf, und wenn sie ihm bei seiner Arbeit hilft, dann macht sie sich ihre ganz eigenen Gedanken. Sie teilt diese nicht nur dem Publikum im Kinosaal mit, sondern regelmäßig auch ihrer Mama. Ihr ausgeklügeltes System besteht darin, Glück & Kummer aufzuschreiben und die kleinen Botschaften den frisch Aufgebahrten immer gleich mit in deren Sarg zu schmuggeln. So spart sie das himmlische Porto… Und klingt es bis hierhin bereits wie ein erfrischend sehenswerter „Mit-welcher-Portion-Senf-schmeckt-das-Leben-noch-süß?“-Film über das Erwachsenwerden, dann solltet ihr Meeri erst mal fliegen sehen! Ja, das ist nämlich ihr eigentliches Problem. Dass sie verliebt ist. In Rocco. Und fliegt. Weil, die Liebe verleiht ja Flügel. Und so hat Meeri alle Hände voll zu tun, ihre Schwerelosigkeitsanfälle vor den Anderen geheim zu halten, vor allem vor Rocco, den sie so unsterblich anhimmelt… Regisseurin Ruth Olshan saß mit Heike Fink zusammen über diesem Drehbuch, eine brachte die Himbeeren mit, eine den Senf, von Fink stammt die Idee mit dem Bestattungsunternehmen des Vaters, von Olshan die Fliegerei der jungen Verliebten, und gemeinsam fanden sie Spaß an weiteren süßsauren Beigaben. Meeris Freundin Klara möchte katholische Priesterin werden und verwanzt zu Studienzwecken den Beichtstuhl. Meeris Bruder Luk gefällt es, die potentiellen Liebhaberinnen von Papa zu vergraulen wie einst Bud Cort in »Harold & Maude«, und Meeri selbst muss lernen, dass sie beim Fliegen auch abstürzen kann.
alpa kino