TRAILER

Wildes Herz

Dokumentation, Deutschland 2017, 94 min

Es waren sicher nicht die letzten vier Preise, die Charly Hübners eindringliche Dokumentation über den Frontmann von »Feine Sahne Fischfilet« beim Leipziger Dok-Film-Festival 2017 abgeräumt hat. In den letzten 30 Jahren musste wohl jeder Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern wenigstens einmal die Entscheidung treffen, wo sein Herz schlägt. Vielleicht musste nicht jeder, so wie Jan Gorkow, den alle Monchi nennen, für diese Antwort jahrelang bei den Hansa Rostock Ultras marschieren oder Polizeiautos in Brand setzen. Monchi suchte lange nach dem passenden Ventil für seine Energie, suchte wie wild nach Grenzen, und stellte irgendwann fest, wenn man schon was auf die Fresse bekommt, dann aber aus einem guten Grund. Zu dieser Zeit beschlossen er und seine Band „Feine Sahne Fischfilet“, sich stärker gegen Rassismus und die rechte Naziszene zu positionieren. Sie wollten den im Norden der Republik starken Nazis wahrlich keine Rosen auf den Weg streuen, wollen „sich gerade machen”, auch wenn es dafür von allen Seiten Stress gibt. Als Punkband, die etwas auf sich hält, sollte man schon ein- oder zweimal im Verfassungsschutzbericht seines Landes auftauchen. Man sollte den Schlapphüten auch gern einen Präsentkorb ins Ministerium bringen, als Dankeschön für die kostenlose, landesweite Promotion. Aber dann sollte man auch wieder rausgehen und weitermachen. Und dorthin gehen, wo es den Menschen gut tut und wo es ihnen hilft, wenn sie das Album »Gehen oder Bleiben« hören. Oder man sollte in Anklam mit Marteria, Patrick Gensing und Campino den Noch-nicht-komplett-im-Arsch-Landtagswahlkampf durchziehen. Denn so lange, wie über eine einzige Punkband mehr Text in einem Verfassungsschutzbericht zu finden ist als über etliche Dutzend Nazibands, ist etwas faul im Staate…
alpa kino

Buch: Jan „Monchi“ Gorkow, Charly Hübner

Regie: Charly Hübner, Sebastian Schultz

Kamera: Martin Farkas

Bundesstart: 12.04.2018

Start in Dresden: 12.04.2018

FSK: ab 12 Jahren