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Das Ereignis

Drama, Frankreich 2021, 100 min

Frankreich 1963: Annie hat sich aus bescheidenen Verhältnissen in ein Studium gekämpft, sie ist 23, lebenshungrig, wissbegierig, brillant. Dann tritt die Katastrophe ein: Annie wird schwanger. Bekommt sie das uneheliche Kind, verliert sie ihre hart errungene Aufstiegskarte, die Chance, der engen Welt ihrer Eltern zu entkommen. Einzige Alternative ist die illegale Abtreibung. Demütigungen, Schuldzuweisungen, Stigmatisierungen finden reichlich statt auf ihrem einsamen Weg, die Kontrolle über ihren Körper, ihr Leben wiederzuerlangen. Sie geht daran beinahe zugrunde.
Regisseurin Audrey Diwan gelingt die kongeniale Verfilmung von Annie Ernauxs Roman »L’ événement«. Präzise bis ins letzte unerträgliche Detail und dabei erstaunlich nüchtern beschreibt Ernaux in ihrem 2000 erschienen Buch die eigene Geschichte, eine Tour de Force der körperlichen und seelischen Verletzungen. Schauspielerin Anamaria Vartolomei stellt die Annie mit schmerzhafter Präsenz dar, ihr Atem gibt dem Film seinen Rhythmus. Durchgehend bleibt die Kamera ganz nah an ihr dran, keine Chance wegzuschauen, keine Chance zu werten. Aus der Willensstärke Annies generiert die Regie trotz der Härte des Geschehens eine besondere Schönheit. Für diese kraftvolle Interpretation gab es den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig 2021. Mit Blick auf die aktuelle weltweite Abtreibungsdebatte (Polen, Texas, etc.) ein leider topaktueller Film.
Grit Dora