TRAILER

Die Zeit, die wir teilen

Drama/Komödie, Frankreich/Deutschland/Irland 2022, 101 min

Der französische Film denkt gern nach; über die Dinge des Lebens, im Moment eines Autounfalles womöglich. Oder annonciert, man möge unter den bisher gezeigten Personen einen Täter und ein Opfer ausmachen; hier nun spricht Isabelle Huppert, die grande dame des europäischen Kinos, direkt zum Publikum, das Folgende setze sich zusammen aus Fiktion und aus Wahrheit. Man möge sich zurücklehnen und den Mix aus erfundener und aus erlogener Dichtung genießen. Et voilà…, Joan, die gestandene Verlegerin, weiß, was das Leben ausmacht. Am Ende stehen eine Reihe von Erinnerungen und begehren Einlass. Oder, wie in ihrem Fall, ein zufälliges Wiedersehen mit der Jugendliebe reißt die erfolgreiche Unternehmerin aus dem Alltag und lockt sie zum Rückzug ins Landhaus, um hier erfundenen und erlogenen Erinnerungen Tür und Tor zu öffnen. Wir sortieren. Das junge Au-pair-Mädchen, das sich in Dublin in Doug verknallt, ihr Gefängnisaufenthalt, die ungewollte Schwangerschaft, ihr gemeinsamer Sohn Nathan (Swann Arlaud), von dem Doug nie etwas erfuhr, das alles ordentlich durcheinander gewirbelt vom exzentrischen Leben der eigenen Mutter, die gerade jetzt gestorben ist, ohne dass Joan in den vergangenen 15 Jahren ein Wort mit ihr gewechselt hatte… Hier verlassen wir mal das Oberflächliche; in den Vordergrund schiebt sich die aktuelle Affäre der Verlegerin mit ihrem Lieblingsautor aus Deutschland. Fast möchte man meinen, Tim (Lars Eidinger) entspringe zwei Buchdeckeln und begleite Joans Tage und Tun seit Jahren als erotische Fantasie. Womöglich soll sein Erscheinen auch die Abwesenheit ihres Sohnes Nathan erträglich machen, unter dessen Abnabelung nach Montreal Joan offenbar leidet. Virtuos verflochten, fließen all diese Momente ineinander. Bis Nathan unvermittelt zu Besuch kommt, und die unvermeidliche Aussprache von Mutter und Sohn endlich ein wenig Licht wirft auf die bisherige Liste der Fakten…
alpa kino