Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit

Komödie/Drama, Großbritannien/Italien 2013, 92 min

Genau wenn man glaubt, die immer gleichen Kinogeschichten drehen sich bloß noch im Kreise, kommt einer daher wie Mr. May und bringt das lärmende Karussell mit einer sanften Geste zum Stehen. Als Funeral Officer bei der Stadt London angestellt, kümmert sich John May um die einsam Verstorbenen, forscht nach Angehörigen, taucht in die schmalen Hinterlassenschaften ein und gibt mit dem, was er noch in Erfahrung bringen kann, den Toten ein halbwegs anständiges Geleit. Meist allein steht der sorgfältige Beamte trauernd am Grab und fragt sich, wie sich die Menschen im Leben gegenseitig so abhanden kommen konnten. Seine bewundernswerten Versuche, wiederentdeckte Hinterbliebene wenigstens auf den Verlust aufmerksam zu machen, laufen immer wieder ins Leere. Und kosten den Steuerzahler Geld. Zwangsläufig fallen sein zeitintensives Forschen, sein altmodisches Mitgefühl und ergo sein ganzer Arbeitsplatz einer Einsparungsmaßnahme zum Opfer. John May, der selbst ohne Familie und unverheiratet dasteht, bearbeitet nun mit besonderer Sorgfalt seinen letzten Klienten, wohnte er doch selbst viele Jahre Tür an Tür mit William Stokes. Ohne die geringste Idee von dessen Leben zu haben. Drehbuchautor und Regisseur Uberto Pasolini muss man überaus dankbar sein für solcherart lebensnotwendige Denkanstöße und auch für seine noble und scharfsinnige Besetzung der Hauptrolle. Britisch bieder, aber unaufhaltsam bewegt sich Eddie Marsan durch ein soziales Minenfeld, und erfüllt gemessenen Schrittes seinen Arbeitsvertrag. Er füllt ihn aus, liebevoll sozusagen, mit ehrlicher Anteilnahme und Herzenswärme. Von welcher er ausgerechnet bei seinem letzten Fall etwas zurückbekommen soll. William Stokes Tochter Kelly hatte lange schon mit ihrem Vater gebrochen. Doch Mr. Mays professionellem Werben um Mitgefühl hat sie nur wenig entgegenzusetzen.
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