RIP Robert

Robert Redford ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Es mag seltsam klingen, aber seit dem 26.9.2008 wussten wir, dass dieser Tag kommen würde. Damals dankten wir für alles, womit ein gewisser Butch unser Leben bereichert hatte. Nun folgt ihm ein gewisser Sundance nach. Diesen beiden Charakteren von Paul Newman und Robert Redford aus ihrem Film »Butch Cassidy & Sundance Kid« haftet nicht nur, rückblickend betrachtet, eine Menge Goldstaub an, die zwei charmanten Gauner galten beiden Männern persönlich auch soviel, dass sie abseits der Leinwand und fortan in deren Namen Gutes tun wollten.
Dem jungen Robert Redford gelangen mit etwas Glück zwei Dinge; beschenkt mit seinem unbestechlich guten Aussehen, öffneten sich schnell die Türen zu Broadway und Hollywood. Und dank seiner europäischen Wurzeln wanderten sein Blick und seine Interessen bis nach Frankreich und Italien. Wo er als junger Mann ernsthaft bildender Künstler werden wollte, ehe er nach unzähligen Broadway-Aufführungen von »Barefoot In The Park«, in der Verfilmung an der Seite der jungen Jane Fonda zu sehen ist. Irgendwo zwischen Wade Lewis, einem bisexuellen Schauspieler, und George Laurents, einem netten Studenten, sorgten ein Golden Globe und eine Emmy- Nominierung wohl für die endgültige Entscheidung zum Schauspieler. Schnell erfasste Redford die Gefahr, als charmantes, blond-blauäugiges Pin Up festgelegt zu werden auf den Liebhaber und ergriff 1969 die Gelegenheit, gemeinsam mit einem echten Star, zwei blond-blauäugige und charmante Gauner zum Leben zu erwecken. Paul Newman als Fahrrad fahrender Bankräuber, Robert Redford als verliebtes Pokerface, das zeitlose »Raindrops Keep Fallin' On My Head« und ihr epochales Nicht-Happy-End.
Zu dieser Zeit wandelte sich der Stadtmensch Redford zum Bewunderer eines gemütlichen Tales in den Bergen von Utah. Hier kaufte er Land, baute ein Haus und erarbeitete dort mit »Jeremiah Johnson« einen seiner für ihn wichtigsten Filme. Die Bewahrung der Natur als die Lebensgrundlage aller Menschen galten ihm fortan als zentraler Lebensinhalt. Zwei Jahre später nutzte Redford seinen unbestechlichen Instinkt, um sich die Rechte an Bob Woodwards und Carl Bernsteins Buch »All the President's Men« zu sichern. Aus heutiger Sicht klingen die mehrjährigen Recherchen zweier Journalisten der Washington Post, die zur Aufdeckung der Watergate-Affäre um US- Präsidenten Nixon führen, wie pure Science Fiction. Mittlerweile selbst erfolgreicher Regisseur, verfeinerte Redford dank der langjährigen Arbeit unter Sidney Pollack auch seine Reputation als begehrenswerter Leinwandheld. Pollack ließ ihn Natalie Wood in den Pool werfen, für Delle Bolton ein Haus bauen, ließ ihn mit Barbara Streisand streiten, mit Faye Dunaway drei Tage überleben, ließ ihn wieder Jane Fonda küssen in Utah, und Meryl Streep noch viel mehr in Afrika und nicht zuletzt Lena Olin auf Kuba... Diese unvollständige Reihe endet übrigens 2018 mit der bis über beide Ohren verliebten Sissy Spacek und Redfords letzter Hauptrolle in »The Old Man & The Gun«.
Gibt es etwas Schöneres, als sein Leben lang ein Freigeist, Träumer und Idealist zu sein? Etwas Anständigeres, als für die Erhaltung des Planeten und die Vertreibung grassierender Dummheit einzustehen? Und etwas Lohnenderes, als das alles gemeinsam mit großartigen Freundinnen auf Bühnen und Leinwänden auszuleben? Aber sicher. Seit 1981 versuchte Robert Redford seine Welt zu beschenken mit der Gründung des Sundance Institute, welches eine neue Plattform für junge Regisseurinnen, Darstellerinnen, Produzenten sein wollte. Und er installierte ganz nebenbei das bedeutendste Independent Film Festival. Jemand möge einmal sämtliche Filme auflisten, die mit Unterstützung des Sundance Instituts erarbeitet und/oder auf dem Festival in den winterlichen Bergen von Park City/Utah gezeigt bzw. ausgezeichnet wurden. Befragt nach Ort und Zeit des jeweils im Januar stattfindenden Events und der damit verbundenen Schwierigkeiten für Akteure und Besucherinnen, antwortete Redford, exakt diese kleine Anstrengung hätte er im Sinn gehabt. Kein Sieg erringt sich ohne Anstrengung.
p.s. Glanz gleich, ob Sie Fliegen fischen gehen, Geburtstagsgeschenke mit Operation Dinner Out beschriften oder einfach mal mit Pferden flüstern, bleiben Sie anständig. Und genießen Sie den Reichtum, welchen Sundance Kid uns hinterlässt.
Rollo Tomasi
