Erwartungen bei weitem übertroffen – Kolumne zu » Superman«, von Anne

Eigentlich mag ich DC-Filme gar nicht so sehr. Mich hat das MCU von Marvel einfach immer schon mehr angesprochen, was wahrscheinlich an meiner großen, unsterblichen Liebe für Spider-Man liegt. Aber als Kind der Neunziger bin ich natürlich mit Tim Burtons Batman-Filmen aufgewachsen. Außerdem lief im Fernsehen immer „Die Abenteuer von Lois & Clark“ rauf und runter. Superman und Batman gehörten zu meiner Kindheit. Spider-Man rückte erst 2002 in den Vordergrund.
Die meisten DCEU Filme haben mich entweder null interessiert oder — wenn ich sie tatsächlich mal geguckt habe — nicht überzeugt. Bei Suicide Squad (2016) wollte ich sogar meine Lebenszeit zurück. Nun kam also der für mich hundertste Superman-Film in die Kinos. Einzig der Fakt, dass James Gunn der Regisseur war, entfachte leichtes Interesse bei mir. Schließlich wusste ich bereits durch Guardians of the Galaxy, dass ich Spaß an seinem Stil hatte. Als mich dann meine Kinokolleg:innen fragten, ob ich mitkommen wolle, sagte ich: „Na gut!“ Man soll sich ja auch mal auf was Neues einlassen. Und bei mir war dieses „Neue“ eben, dem DC-Universum noch mal eine Chance zu geben.
Ich kann direkt vorweg nehmen, dass ich die 130 Minuten von Superman definitiv nicht bereue und diese Lebenszeit gern noch mehrere Male investieren würde. Superman ist ein für mich rundum gelungener Film und hat die wenigen Erwartungen, die ich hatte, bei weitem übertroffen. Ich war rundum entertained, obwohl ich nur die wenigsten der Charaktere wirklich kenne und wahrscheinlich einen Haufen Easter Eggs und Anspielungen komplett ignoriert und überflogen habe. Ich finde jedoch, das macht den Film zu etwas Besonderem. Wenn er schafft, selbst mich, als Unwissende, zu unterhalten und mir Spaß zu bereiten, dann macht er etwas richtig.
Die Charaktere fühlen sich echt an. Wir alle kennen Clark und Lois und auch Lex Luthor – auch wenn nur vom Hörensagen oder wie bei mir, aus der Kindheit. Sie fühlen sich aber nicht wie leere Hüllen an, bei denen beim Zuschauenden vorausgesetzt wird, dass sie die Hintergrundgeschichten kennen. Ich habe ihnen ihre Beweggründe abgenommen. Ich habe Clark geglaubt, als er gesagt hat, er wolle Menschen retten und kann es nicht mit ansehen, wenn jemandem Schaden zugefügt wird (und dazu zählen auch Hunde, Eichhörnchen und sogar die Monster, die er bekämpft). Ich habe ihm geglaubt, als er sagte, dass auch er Fehler macht und dass ihn das zu einem Menschen macht.
Ich liebe es, dass Lois Lane eine eigenständige Figur ist, die sich selbst auf den Weg macht, um Superman zu retten — statt von ihm immer wieder gerettet zu werden. Sie lässt sich nicht über den Mund fahren, sie spricht auch unangenehme Dinge aus und streitet sich offen mit Clark.
Ein großer Part geht da natürlich auch an die Schauspieler: David Corenswet, Rachel Brosnahan und Nicholas Hoult sind richtig grandios gut. Die Nebendarstellenden darf man aber auch nicht vergessen: Edi Gathegi, Nathan Fillion, Isabel Merced, María Gabriela de Faría und Skyler Gisondo sind allesamt ein tolles Team rund um die Hauptdarstellenden gewesen.
Dieser Superman-Film strotzt nur so vor Hoffnung. Hoffnung auf eine bessere Welt. Hoffnung darauf, dass es noch Menschen gibt, die andere respektieren und nett zueinander sind. Nach dem Film geht man mit einem so guten Gefühl nach Hause. Ich habe keine Ahnung, wie James Gunn das macht.
Weitere Dinge, die ich richtig gut fand: Krypto, der Superhund! Ein furchtbar chaotischer und nerviger Hund, aber liebenswert und extrem stark. Und der Fakt, dass er komplett CGI ist, hat mich überhaupt nicht gestört. Klar sieht man das, aber ich finde es so tausend Mal besser, als wenn echte Tiere gezwungen werden, in Filmen Tricks zu machen, die sie nicht machen wollen. Genauso sind jegliche Tiere in diesem Film CGI. So sollte es in Zukunft bitte immer sein.
Es war ebenfalls erfrischend, keine erneute Origin-Story sehen zu müssen. Danke James Gunn. Zwar war dieser Superman auch noch nicht komplett etabliert, aber wir müssen nicht zum hundertsten Mal sehen, wie er zu dem wurde, den wir sowieso alle kennen. Genauso gibt es aber auch bei der Justice Gang keine Hintergrundgeschichte im Film und das war mir auch gar nicht wichtig. Ich kannte die Charaktere nicht, aber das heißt nicht, dass ich sie nicht weniger unterhaltsam fand. Manchmal ist es einfach so viel besser für die Geschichte, wenn man erst einmal erfährt und sieht, was die Charaktere können, wie ihre Eigenschaften sind und auf welcher Seite sie stehen. Der typische James Gunn Humor durfte natürlich auch nicht fehlen. Besonders eben bei besagter Justice Gang, die sich selbst auch nicht so ernst nimmt wie die Justice League beispielsweise. Was ebenfalls nicht fehlen darf, sind Needle-Drops. Was schon bei Guardians of the Galaxy Gang und Gäbe war, wurde hier an einigen Stellen fortgeführt. Manch einem mag das negativ aufgefallen sein, aber ich fand es auflockernd. Der Score von David Fleming und John Murphy hat mich auch an einigen Stellen richtig gekriegt und mir Gänsehaut beschert. Das ist für mich immer ein Qualitätszeichen.
Ich könnte noch seitenweise über einzelne Parts des Films sinnieren und aufzählen, warum dieser Film einfach funktioniert. Warum er mir gefällt. Und warum er der Start eines wunderbaren neuen DCU sein könnte. Was er besser macht als manche Marvel Filme heutzutage. Aber ich entlasse euch mit den Worten: Alle Menschen als wunderschön anzusehen — „maybe that’s the real Punkrock.“
Anne
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