Get On Up

Drama, USA 2014, 139 min

Na, das war ja schon mal lange fällig! Nachdem Ray Charles, Tina Turner, Johnny Cash und all die anderen Großen des Musicbiz mit einem, wie der Berliner sagen würde, Biopic versehen wurden, ist nun endlich „The Godfather Of Soul, The Minister Of New Heavy Super Funk“, Mr. James Brown an der Reihe. Wenn ich den Namen James Brown höre oder vor allem seinen Song „Get Up (I Feel Like Being a) Sex Machine“, muss ich unweigerlich an Jens Georgi aka DJ Schorsch denken, der vor rund 25 Jahren jeden Donnerstag in der MUHO explizit gerade diesen Titel mehrmals am Abend auflegte. Für Hinzugezogene oder mit der Ungnade der späten Geburt Versehene, die MUHO war ein Tanzvergnügen im Kellergeschoss der Musikhochschule Dresden, wo einst noch René Pape am Einlass stand, für den man heutzutage am Einlass der Metropolitan Opera in New York nunmehr bis zu $ 880 hinblättern muss. Aber zurück zur MUHO. Ich weiß nicht, ob es an Schorsch, an der Musikhochschule oder an James Brown selbst lag, dass, ich glaube bis heute, das Gros der Unterhaltungsmusikstudenten oder Absolventen Funk geradezu zwanghaft spielen müssen und damit auch noch seit über 25 Jahren ihre Mitmenschen malträtieren. Schon das Erklingen eines geslappten E-Basses macht mich megaaggressiv! Auch kam ich mal auf einer Party in die Verlegenheit, mit einem blutjungen MUHO-Studenten ein wenig Blues zu jamen. Leider musste ich aber das interkulturelle Ereignis abrechen, da der Kerl anfing auf der Gitarre Funk zu spielen. Nicht, dass ich keinen Funk mag, ich mag ihn, nur nicht aus Dresden. Wie dereinst Johnny Cash hat es ein paar Jährchen später erstaunlicherweise auch James Brown für ein Konzert ins Tal der Ahnungslosen verschlagen, was aber in dem hier vorliegenden Werk, God sein Schrank, kein Thema sein soll. Nun halte ich es für überflüssig, Ihnen, geneigter Kino- und Musikfreund, noch einmal die Biografie James Browns vorzukauen, die hier im weitesten Sinne filmisch behandelt wird und Sie diese, falls Sie es für unabdingbar vor dem Besuch des Filmes erachten, auch bei Wikipedia nachlesen können. »Get On Up« zeigt uns in locker fluffiger und vor allem unterhaltsamer Aneinanderreihung, ähnlich wie schon bei »Ray« und »Walk The Line«, das Leben des Protagonisten. Das ist zwar im Vergleich zu den erwähnten Vorgängern dramaturgisch und filmisch nicht immer die Kelle, wird aber durch die überragende Darstellung von Chadwick Boseman über alle Maßen wettgemacht. Über eines sollten wir uns aber mit und ohne diesen Film immer im Klaren sein. James Brown hat wahrscheinlich einen weitaus größeren Einfluss auf die Entwicklung der Musikwelt gehabt als Johnny Cash und Ray Charles zusammen. Was wären Prince, Bert Stefan oder Michael Jackson ohne die Steilvorlagen eines James Brown? Vom Moonwalk mal ganz zu schweigen. Möglicherweise hat er sogar den HipHop auf dem Gewissen, aber erstens kann man ihn nicht für jeden Mist verantwortlich machen und zweitens hätten junge Menschen, die nicht singen können, sicher auch einen anderen Weg gefunden, ihren Schnulli zu Gehör zu bringen.