Herz aus Stahl

Action/Kriegsfilm, USA 2014, 135 min

So, liebe Freunde der Sommerbühne, jetzt müssen Einige ganz stark sein! Es ist Krieg und alle gehen hin. Ja, man stelle sich vor, US-Kapitalimperialismus gegen deutschen Nationalnazihitlerfaschismus! Boar eh, der Kriegsfilm ist im deutschen Kino zurück und als Sahnehäubchen gibt es Brad Pitt noch obendrauf, nachdem das mit Lieutenant Aldo Raine schon mal so gut in »Inglourious Basterds« geklappt hat. Herrn Pitt hat man frisurentechnisch die Seiten noch kürzer geraspelt, so dass er nun eher wie ein Mixmax aus einem Soldaten der Wehrmacht und eines modernen Stylers aussieht, als es eigentlich in der US Army zu der Zeit üblich war. Das ist zwar, wie so oft, historisierend, aber bei »Gladiator« hat´s ja auch nicht gejuckt. Brad Pitt gibt den kampferprobten US-Army-Sergeant Don „Wardaddy“ Collier, der einen M4 (A2E8) Sherman-Tank der 2nd Armored Division „Hell on Wheels“ befehligt.
April 1945, die letzten Tage des Deutschen Reiches sind gezählt, da bekommt die fünfköpfige Besatzung des zu „Fury“ getauften Panzers noch eine letzte zornige Mission und einen völlig unerfahrenen Rekruten Norman „Cobb“ Ellison (Logan Lerman) übergeholfen, der noch nie etwas mit einem Panzer zu tun hatte und auch sonst mit dem Kriegshandwerk im praktischen Sinne nicht sehr vertraut ist. In ziemlicher Unterzahl sollen sie Adolf Hitlers zusammenbrechendes tausendjähriges Reich den endgültigen Todesstoß versetzen. Das ist zwar prinzipiell geschichtlicher Schnulli, aber welcher Film mit historischem Thema ist das nicht. Hier geht es eher darum, was Krieg überhaupt in seiner letzten Konsequenz bedeutet. Aber erst durch Besatzungsneuling „Cobb“, der eigentlich Buchhalter ist, eröffnet sich dem Kriegsfilmungymnastizierten Kinobesucher der ganze Wahnsinn, die komplette Bandbreite des Grauens, die ein Krieg nun mal zu bieten hat.
Die Figur des unerfahrenen „Cobb“ Ellison erinnert dabei auch sehr an die des Corporal Timothy P. Upham aus »Der Soldat James Ryan«, der bis kurz vor Ende des Filmes sich nicht in der Lage sieht, den Feind zu töten, dabei aber den resultierenden Tod seiner Kameraden in Kauf nimmt. Da, wo »Soldat James Ryan« 1998 in Sachen realistische Gewaltdarstellung damalige Maßstäbe setzte und dem Zuschauer ein vages Gefühl dafür gab, was Krieg durch den Menschen und mit dem Menschen anrichtet, legt Regisseur David Ayer noch ein paar Schippen drauf, so dass »Herz aus Stahl«, würde es nicht um Krieg gehen, eigentlich eher ein Horrorfilm ist. Ein Film nicht wirklich für Jedermann, aber dramaturgisch und handwerklich durch und durch aufs äußerst Hervorragende in Szene gesetzt, dass es einem, ich wage es fast nicht zu schreiben, atemlos durch den Kinosessel presst. Anschließend können wir in Ruhe noch mal darüber nachdenken, ob wir es ähnlich stattgefundenen Einsätzen zu verdanken haben, dass wir heutzutage unseren Arsch im warmen Sessel breitdrücken und unsere so eminente Meinung in die Welt blasen dürfen, oder ob Adolf Hitler nicht doch eigentlich aus Ohio stammte und eine Installation der USA in Deutschland war, um hier in Europa einen Krieg anzetteln zu können. Geh und sieh!
Ray van Zeschau

Buch: David Ayer

Regie: David Ayer

Darsteller: Brad Pitt, f, Michael Peña, Logan Lerman, Jon Bernthal, Scott Eastwood, Jason Isaacs, Xavier Samuel

Kamera: Roman Vasyanov

Musik: Steven Price

Produktion: Le Grisbi Productions, QED International, Bill Block, John Lesher, Ethan Smith

Bundesstart: 01.01.2015

Start in Dresden: 01.01.2015

FSK: ab 16 Jahren