Ein Sommer in der Provence

Komödie/Drama, Frankreich 2014, 105 min

Trotz seines fortschreitenden Alters geht Jean Reno weiterhin als Sexsymbol, Bösewicht oder Actionheld durch, doch in dieser Komödie von Roselyne Bosch brilliert er als grantiger Großvater, der zurückgezogen in der Provence lebt. Seine pubertierenden Enkelkinder Lea, Adrien und ihr kleiner Bruder Théo haben ihn aufgrund eines Familienstreits nie kennen gelernt, nun jedoch müssen sie ihre Sommerferien gemeinsam mit ihrer Großmutter Irène (Anna Galiena) bei Großvater Paul verbringen. Der ist nicht gerade sonderlich begeistert von diesem unerwarteten Überraschungsbesuch - doch die Abneigung beruht auf Gegenseitigkeit, kaum dass die Jugendlichen merken, dass es weder ein Handynetz, eine Shoppingmall noch ein anständiges Kino im weiten Umkreis seines Anwesens gibt. Nicht gerade hilfreich ist, dass ihr Vater seinen Kindern ausgerechnet vor der Abreise mitteilt, dass er die Familie verlassen wird - die schlechte Stimmung ist damit nicht nur vorprogrammiert, sondern auch verständlich. Doch die malerische Provence, ein paar schnucklige französische Teenager in der Nachbarschaft und das Wissen, trotz aller Gegensätze und trotz der Streitereien in der Vergangenheit eine Familie zu sein, bringt die ungleiche Sippe einander dennoch Stück für Stück näher.
Fernab von Klischees schafft es Drehbuchautorin und Regisseurin Rose Bosch, eine glaubwürdige Familie mit all ihren großen und kleinen Problemen zu zeichnen. Selbst heikle Themen geht sie leicht und unverkrampft an. Dass die Schauspieler noch dazu etwas von ihrem Handwerk verstehen, macht den Film um so unterhaltsamer.
Viktoria Franke