Verführt und verlassen
„It always comes down to the money“, erklärt Martin Scorsese und lenkt damit die Aufmerksamkeit auf ein Thema, welches Regisseur James Toback und Leinwand-Oldie Alec Baldwin auf recht putzige Weise zum Inhalt eines Films machen: 95 % deiner Zeit brauchst du, um das Geld zu beschaffen und 5% um zu drehen. Also sagten sich Toback & Baldwin; Lass uns mal nach Cannes gehen und irgendein Skript anpreisen und lass uns darüber, was dann passiert, einen Film machen. Sofort tobte dieser Privatsoldat, eine Art High-Tech-Söldner, durch Alec Baldwins Kopf, der mitten im Irakkrieg eine investigative Journalistin trifft, um mit ihr, wegen der Aussichtslosigkeit der Situation, alle Formen sexueller Hörigkeit durchzudeklinieren. Arbeitstitel »Der letzte Tango von Tikrit«. Toback & Baldwin knatterten während der Filmfestspiele die Cote d’Azur hoch und runter, um Produzenten von ihrer explosiven Mischung aus Altherrensex und Endzeitdrama zu überzeugen. Ähm,… die Portmonees bleiben erstmal zu. Vielleicht wäre eine Komödie profitabler…? Mit einer Verfolgungsjagd…? Ohne Neve Campbell…? Aber doch nicht für 15 Mio Dollar…? Toback & Baldwin bereitet es sichtlich einen Riesenspaß zu zeigen, wie das Geschäft funktioniert. Sie flirten, locken oder halten Smalltalk, verführen und werden enttäuscht. Ihr Skript tritt dabei in den Hintergrund und nach vorne rücken Scorsese, Polanski oder Ford-Coppola, die wirklich was zu plaudern haben, Ryan Gosling, Jessica Chastain oder Diane Kruger, die sich immer über Aufmerksamkeit freuen und Bertolucci höchstselbst, der charmant zu berichten wusste, welches Tänzchen er einst mit Marlon Brando hinlegte.
Alpa Kino
Buch: James Toback
Regie: James Toback
Darsteller: Alec Baldwin, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Roman Polanski, Bernardo Bertolucci, Ryan Gosling, Diane Kruger
Kamera: Ruben Sluijter
Produktion: Michael Mailer, Alec Baldwin
Bundesstart: 10.07.2014
Start in Dresden: 10.07.2014
FSK: ab 12 Jahren