Böhmische Dörfer
Zum ersten Mal wird hier in einem Film die komplizierte Geschichte der so genannten „Sudetendeutschen“ erzählt. Es zeigen sich hier beide Seiten einer Geschichte:
die Geschichte der Tschechen, aber auch die Geschichten der Deutschböhmen und deren Leben in nahezu unbekannten Landschaften.
Eine weihnachtliche Familienfeier in Marianské Lázne/ Marienbad: Die Großmutter erzählt zögerlich von ihrem deutschen Heimatdorf in Böhmen, das sie seit Kriegsende nie mehr besucht hat. Auftakt einer filmischen Reise in die Vergangenheit und Gegenwart tschechisch-deutschen Zusammenlebens.
Die sanft-melancholische Landschaft Böhmens und die tschechische Grenzregion zu Deutschland. Erinnerungen an die wechselvolle Geschichte zwischen Deutschen und Tschechen im 20. Jahrhundert, an die Gräueltaten der deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg und die spätere Vertreibung der deutschstämmigen Bevölkerung aus den böhmischen Dörfern.
Begegnungen mit Menschen, die aus ihrem Leben erzählen: In Michalovy Hory/ Michelsberg hat die deutsche Familie von Bedrich/Fritz Altmann vor dem Krieg eine Mühle betrieben. Als Gutsverwalter einer landwirtschaftlichen Genossenschaft konnte er als Deutscher nach dem Krieg in der Tschechoslowakei bleiben.
Ein schwäbischer Grafiker, der nach der „Samtenen Revolution“ in die tschechische Republik gezogen ist, führt durch sein neues Heimatdorf Hranice/ Rossbach. Begleitet wird er von der jungen tschechischen Schriftstellerin Milena Oda, die in Berlin lebt und in deutscher Sprache schreibt.
Literatur als verbindendes Element zwischen Tschechen und Deutschen.
Eine Begegnung mit Lenka Reinerová im Café Slavia in Prag. Sie gehört dort zu den letzten deutsch schreibenden Schriftstellern ihrer Generation und erzählt von der einzigartigen kulturellen Atmosphäre in Prag vor dem Zweiten Weltkrieg und der Bedeutung deutsch-jüdischer Literatur. Sie überlebte den Zweiten Weltkrieg im mexikanischen Exil.
In Karlovy Vary/Karlsbad wird der erste Film des Regisseurs Samuel Fuller vorgeführt. Aufnahmen von der Befreiung des Internierungslagers Sokolov/ Falkenau aus dem Jahr 1945. Dokumente, die Fuller als amerikanischer Soldat mit der Kamera bewahrte.
Im deutschen Sprachgebrauch sind „Böhmische Dörfer“ ein Bild und Synonym für das Unbekannte und Fremde.
Der Film ist eine Annäherung an die tschechisch-deutsche Geschichte und Gegenwart. Seine Protagonisten erzählen Geschichten von Abschied und Schmerz, von Tod und Tragödie, aber auch von den Freuden und dem Aberwitz des Lebens. Dabei steht ihnen, oft hilfreich, der sprichwörtliche Schweijksche Humor zur Seite.
Buch: Peter Zach, Jana Cisar
Regie: Peter Zach
Kamera: Peter Zach
Produktion: Jana Cisar
Bundesstart:
Start in Dresden: