Inherent Vice - Natürliche Mängel

Kriminalfilm, USA 2014, 149 min

Es ist ein Novum: Der rätselhafte amerikanische Autor Thomas Pynchon hat erstmals die Adaption eines seiner Bücher für das Kino gestattet. Sein siebter Roman »Natürliche Mängel« (engl. »Inherent Vice«, veröffentlicht im August 2009) bildet die Vorlage für den siebten Film von Paul Thomas Anderson (»Magnolia«, »The Master«). Der Kriminalroman spielt Ende der 1960er Jahre in Los Angeles. Privatdetektiv Larry „Doc“ Sportello (Joaquin Phoenix) liebt Drogen. Seine Exfreundin Shasta (Katherine Waterston) liebt Probleme und braucht Hilfe. Sie hat sich in einen Immobilienspekulanten verguckt. Mickey Wolfman (Eric Roberts) ist milliardenschwer, seine Frau Sloane (Serena Scott Thomas) und deren Freund wollen ihn in die Klapsmühle bringen, ist ja klar warum. Doc soll das verhindern, doch kaum hat er sich aus dem Liegestuhl hochgerappelt, ist Mickey schon verschwunden. Der Hippie-Schnüffler legt einen beschwerlichen Rechercheweg zurück, häufiger im kriechen, denn festen Schritts. Gras macht müde. Die Rätsel sind groß, Lösungen rar, seltsame Menschen, wie Docs Exkollege Christian „Bigfoot“ Bjornsen (grandiose Performance: Josh Brolin) säumen seinen Weg. Eine psychedelische Gesellschaft ist da am Start, in L.A.: Surfer, Abzocker, Kiffer, Rocker, Kredithaie, Detectives, Saxofonspieler und der „Goldene Fangzahn“, eine geheimnisvolle Organisation, die vielleicht nur Zahnärzten zur Steuerhinterziehung dient. Der extrem erheiternde Reigen toller Schauspieler (Owen Wilson und Reese Witherspoon sind auch mit von der Partie) tanzt sich durch das neongrelle Pynchon-Szenario und gibt sich paranoiden 60er-Jahre-Gefühlen hin. Die Koteletten sind lang, die Röcke kurz und Benicio del Toro sieht aus, wie mit dem Klammerbeutel gepudert. Irre Sache. Und: Findet das alles wirklich statt? Die Suche ist ein häufiges Motiv in Pynchons Romanen und Andersons Adaption macht noch mal ganz klar, dass es nicht um ein Ziel geht. Der Film ist ähnlich komplex wie das Buch, wobei „Inherent Vice“ als einer der zugänglichsten Texte Pynchons gilt. Paul Thomas Anderson hat offenbar die Idee gehabt, eine Komödie daraus zu machen, überbordend bis zur totalen Zuschauerüberforderung. Das Resultat ist erstaunlich.
Grit Dora