Die Lügen der Sieger

Die Welt ist schlecht. Und sie bleibt es auch bis zum Schluss dieses politisch brisanten Lobbyisten-Thrillers. Vorgeführt wird hier die vierte Gewalt; die Presse. Ihr werden gezielt falsche Informationen zugespielt von den Handlangern einer Lobbyistengruppe, die soeben erfolgreich Einfluss ausübt auf die anstehende Harmonisierung europaweiter Schadstoffgesetze. Der Journalist einer namhaften Wochenzeitschrift, Fabian Groys (Florian David Fitz), könnte als halbwegs investigativer Tausendsassa durchgehen. Ließe er sich nicht auf Schritt und Tritt abhören, legte er nicht seine Backups unverschlüsselt an oder zeigte sich beim nächtlichen Glücksspiel als äußerst angreifbar. Die neue Volontärin Nadja (Lilith Stangenberg) nennt ihn Porschefahrer in einer Mischung aus Bewunderung und Chauvi-Bashing. Groys, der gerade an einer Story über die sozialleistungsfreie Entsorgung von Bundeswehrsoldaten arbeitet, schickt die naive Nadja scheinbar wahllos in die Recherchewüste. Und schreckt damit erst recht seine finsteren Widersacher auf. Denn der Selbstmord im Löwengehege hängt mit hochgiftigem Müllrecycling genauso zusammen wie mit dem Schicksal der kriegsinvaliden Ex-Soldaten. Käme aber das falsche Sterbenswörtchen in DIE WOCHE, gerade jetzt, wo das neue Gesetz durchs Parlament gewunken werden soll, würden sicher weit mehr Köpfe rollen. Als nur jener im Löwenkäfig…
Unaufhaltsam schleichen sich also die Lügen zwischen die druckreifen Zeilen der vermeintlichen Aufklärer, ducken sich brauchbare Zeugen weg, knicken karrieregeile Redakteure ein. Schmal ist der Grat zwischen belogen werden und dem mutwilligen Übersehen der Wahrheit. Und ja, Christoph Hochhäuslers Betroffenheit, die aus mehreren bundesdeutschen Skandalen der letzten fünf Jahre resultiert, sitzt so tief, dass er auf ein wohlfeiles Leinwand-Happy-End verzichtet. Wenn Groys am Ende ein Licht aufgeht, pusten seine Gegenspieler dieses sofort wieder aus. Sie intervenieren ein zweites Mal physisch und appellieren eindringlich an des Mannes Überlebenswillen.
alpa kino