Den Menschen so fern

Drama, Frankreich 2014, 102 min

Irgendwo im Atlasgebirge versucht Daru (Viggo Mortensen) seinen Schülern etwas über das Leben beizubringen, nachdem sie Geographie und Mathematik gepaukt haben. 1954 steht der Algerienkrieg gerade vor den Türen ihrer Hütten, die französische Kolonie will um ihre Unabhängigkeit kämpfen. Daru, dessen Wurzeln spanische sind, der aber während des 2. Weltkrieges in der französischen Armee kämpfte,steht auch ohne all die beginnenden Verwicklungen ziemlich auf verlorenem Posten. Trotzdem lieben ihn seine Schüler, die zumeist aus arabischen Familien stammen. Ihnen erklärt er, dass es nur die Liebe zu den Menschen sein kann, für die es sich zu kämpfen lohnt. Weil sich Unruhen anbahnen, soll Daru einen Mann in ein anderes Gefängnis bringen. Seine Weigerung stößt auf taube Ohren, seine Versuche, den Araber und vermeintlichen Mörder einfach laufen zu lassen, werden durch dessen Starrsinn vereitelt. Es hilft nichts, Daru und Mohamed (Reda Kateb) machen sich auf den Weg. Und geraten mitten in den beginnenden Bürgerkrieg. Bürgerkrieg bedeutet auch immer Bruderkrieg, ganz besonders für Daru, diesen durch und durch pazifistischen Lehrer. Dieses starke Konfliktpotential nimmt Regisseur David Oelhoffen und fügt seiner Geschichte einen Hauch von Westernepos hinzu. Wo der standhafte Held einen vermeintlichen Bösewicht heil durch alle Gefahren bringen muss, weil der nicht weglaufen will und weil alle Kriegsparteien ringsum mindestens einem von beiden immer wieder auflauern. Die Geschichte selbst stammt von Albert Camus und erschien 1957 unter dem Titel »L'Hôte - Der Gast«. Camus' Ursprung liegt in Algerien, und seine jahrelangen Versuche, in den Kriegsereignissen nach Menschlichkeit und Solidarität zu forschen, illustrieren auch das Schicksal dieser beiden Männer. Die bald schon auf sich gestellt sind und sich gegen jederman verteidigen müssen, gemeinsam Rücken an Rücken. Apropos illustrieren; musikalisch hervorragend nachempfunden wurde die Reise ins Herz der beiden Männer durch Nick Cave und Warren Ellis.
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