Judgment - Grenze der Hoffnung

Drama, Bulgarien/Deutschland/Makedonien 2014, 113 min

Die südbulgarische Gebirgsregion in den Rhodopen war im vorigen Jahrhundert eine der wenigen echten Ostblock-Außengrenzen zum kapitalistischen Ausland und galt als ebenso scharf bewacht, wie man es von der innerdeutschen Grenze kannte. Der ehemalige Armee-Hauptmann (Miki Manojlović), den alle nur „Kapitan“ nennen, wüsste davon etliche Geschichten zu erzählen. Bei seiner Einheit schwor er die jungen Männer auf die Verteidigung des sozialistischen Landes ein, galten die Soldaten doch als Scharfrichter im Dienst, immerzu bereit, ein Todesurteil über irgendwelche Grenzverletzer fällen zu müssen. Heute arbeitet der Kapitan immer noch an der Grenze, und zwar an dem Teil, welchen seine Leute damals höchst effektiv vermint haben und der somit für die EU-Grenzschützer als unpassierbar gilt. Genau dort schmuggelt der Kapitan für gutes Geld Menschen in die EU. Geld, welches auch Mityo (Assen Blatechki) dringend benötigt. Ihm sitzt der Gerichtsvollzieher im Nacken, will Haus und Hof einkassieren, weil Mityo seinen Kredit nicht mehr bedienen kann. Seitdem die Frau gestorben und sein Betrieb pleite ist, stehen die Dinge für den allein erziehenden Vater und dessen Sohn Vasko ziemlich schlecht. Nur widerwillig nimmt Mityo das Angebot des Kapitans an, mit seinem Milchlaster syrische Flüchtlinge über die Grenze zu bringen. Auch er versah seinen Militärdienst einst unter des Kapitans rigidem Schieß-Befehl… Regisseur Stephan Komandarow lernte die realen Vorbilder zu seinem Film kennen, als er an einem Dokumentarfilm in dieser Gegend arbeitete. Auch den „Opfer-Felsen“ fand er vor, an dessem Fuße sich noch immer sterbliche Überreste und Habseligkeiten verschwundener Ostblockflüchtlinge finden lassen. Es ist zweifellos ein spannendes Kapitel Vergangenheit, welches Mityos Sohn aufdeckt, als er zwei DDR-Reispässe in Vaters Sachen findet und bald schon erfährt, dass sowohl sein Vater als auch der Kapitan am Verschwinden des jungen Paares beteiligt waren.
alpa kino