Señor Kaplan

Komödie, Uruguay/Spanien/Deutschland 2014, 98 min

Ein gelangweilter Rentner geht in Uruguay auf Nazijagd, findet dabei aber mehr zu sich selbst als zu einem Täter. So die Grundidee dieser sonnendurchfluteten, lakonischen Alterskomödie. Jacob Kaplan hat als Kind den Holocaust überlebt, seit seiner Flucht nach Südamerika aber nichts Aufregendes mehr erlebt. Jetzt (im Jahr 1997) lebt er in der jüdischen Gemeinde Montevideos und ist unzufrieden, dass sein Leben so unspektakulär zu Ende gehen soll. Sein Traum ist es, durch eine Heldentat der Nachwelt in Erinnerung zu bleiben. Als er in einer Zeitung über Simon Wiesenthals Jagd auf Adolf Eichmann liest, hofft er auf einen ähnlichen Coup; und als er mitkriegt, dass die Kinder im Viertel den deutschen Strandcafébesitzer (Rolf Becker) „El Nazi“ nennen, fühlt er sich berufen. Die Beweise, die er sich konstruiert, sind unwiderlegbar, und in dem Tagedieb, heimlichen Alkoholiker und Expolizisten Wilson findet er einen gelungenen Sidekick. Doch spätestens, als der Deutsche mitkriegt, dass er beobachtet wird, läuft alles anders als gedacht.
Die deutsch-uruguayanische Koproduktion verwendet die Holocaust-Thematik als Aufhänger, um eine andere Geschichte zu erzählen. Der Schauspieler Héctor Noguera war bisher allenfalls in seiner Heimat für seine Rollen in zahlreichen Telenovelas bekannt. Zusammen mit seinem Kollegen Néstor Guzzini, international bisher ebenso wenig in Erscheinung getreten, beweisen sie als Odd-Couple mit Deadpan-Humor, dass es eigentlich gar nicht so wichtig ist, Bedeutsames zu leisten.
Felix