Anni felici - Barfuß durchs Leben

Drama, Italien/Frankreich 2013, 107 min

»Anni felici« ist die Erinnerung an die Geborgenheit einer besonderen Kindheit und eine Liebeserklärung an die körnige Wärme der Super-8-Filme. Zwei Kinder blicken durch die Kamera auf ihre Eltern. Es sind die 1970er Jahre, die Erwachsenen lassen die Kinder an allem teilhaben. Der Summer of Love ist noch nicht lange vorbei. Die Kamera gibt den Blick auf eine große Liebe frei, auf Zerwürfnisse und Versöhnungen. Für die Kinder stellt sie auch den nötigen Abstand her. Die Eltern, Serena (Micaela Ramazzotti) und Guido (Kim Rossi Stuart) wollen ein unkonventionelles Ehepaar sein, doch die Schwerkraft bequemer Bürgerlichkeit erweist sich als erstaunlich haltbar. Guido, von Haus aus Kunstlehrer, versucht sich als Bildhauer. Sein wilder Ehrgeiz, ahnt man bald, ist größer als sein Können. Die erwünschte Anerkennung bleibt aus, Guido tröstet sich mit seinen Modellen. Nach einem Generalverriss kapselt er sich zunehmend ab. Serena hat genug von den Affären und reist auf Einladung der Galeristin Helke (Martina Gedeck) mit Kindern und Kamera in ein feministisches Stranddorf. Helke ist fasziniert von der Künstlergattin, aber im Gegensatz zu Guido nicht im Mindesten vereinnahmend. Serena wiederum erlebt eine wahrhaft unabhängige Frau, ein Rollenvorbild. Regisseur Daniele Luchetti drehte aus der Perspektive des älteren Sohnes, er wirbt um Verständnis für den Vater und huldigt den Frauen. Der Film ist auch die Geschichte seiner Kindheit, im Rückblick sind es glückliche Jahre. Dem Italiener gelingt eine wunderbar verspielte und entspannte Reflexion über das Lebensgefühl der 1970er Jahre, über die Suche nach innerer Freiheit im Leben wie in der Kunst.
Grit Dora