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Der Staat gegen Fritz Bauer

Drama, Deutschland 2015, 105 min

Für alle, die mit dem Namen nichts anfangen können: Fritz Bauer (1903-1968) war Jurist und Generalstaatsanwalt in Frankfurt am Mai, er hatte in der Weimarer Republik sein Studium abgeschlossen, war der jüngste Amtsrichter in dieser Zeit in Deutschland; nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 war er zeitweise im KZ, kam auf freien Fuß und emigrierte 1936 nach Dänemark und später nach Schweden.
Als er nach dem Krieg wieder in den Justizdienst eintrat, hoffte er natürlich auch dort auf einen demokratischen Neuanfang und setzte sich für einen solchen ein, war jedoch von Beginn an den Anfeindungen seiner „altgedienten“ Kollegen ausgesetzt, die oft ehemalige NS-Juristen waren. Er selbst beschrieb die Situation einmal so: „Wenn ich mein [Dienst]Zimmer verlasse, betrete ich feindliches Ausland.“ Fritz Bauers Misstrauen ging so weit, dass, als er den entscheidenden Hinweis zum Aufenthaltsort von Adolf Eichmann in Argentinien erhielt, er dieses Wissen nicht für eigene Ermittlungen nutzte, weil er sich nicht auf den bundesdeutschen Justizapparat verlassen konnte, sondern es an den israelischen Geheimdienst Mossad weitergab, der Eichmann schließlich entführte und nach Israel brachte, wo ihn der Prozess und die Todesstrafe erwartete.
Vor diesem Hintergrund geht der Film ins Detail: Wer waren Bauers Gegenspieler? Was hatte es mit seinem Selbstmordversuch auf sich? Liebte er wirklich Männer? Das war zu dieser Zeit noch strafrechtlich relevant, seine Karriere wäre sofort beendet! Gelingt es seinen Widersachern, sich durchzusetzen? Können sie Bauer aufhalten?
Auf dem phantastisch gemeisterten Grat zwischen wahrer Geschichte und Fiktion wirft der Film einen kenntnisreichen Blick auf ein düsteres Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte, in der es viel mehr solch‘ couragierter Persönlichkeiten wie Fritz Bauer bedurft hätte, um eine wirkliche Entnazifizierung des Beamtenapparates und der gesamten Gesellschaft zu gewährleisten.
So wie er im Film sagt: „… Nur, ist der Preis, den wir zu zahlen haben, sehr hoch“, so hat er gelebt. Nach Eichmanns Aburteilung war er die maßgebliche Triebfeder des Frankfurter Auschwitzprozesses, doch wurde die wahre Tragweite seines Wirkens erst nach seinem Tode 1968 erkannt und gewürdigt. Lars Kraumes gelungener Film trägt zu dieser späten Würdigung bei.
Shunya