Mia madre
Nanni Moretti, einer, der seine Film- und seine Lebenswelt von jeher sehr offenherzig mit den Zuschauern geteilt hat, erfüllt sich einen großen Wunsch. Er setzt seiner Mutter Agata ein filmisches Denkmal. Als diese 2010 im Sterben lag, steckte Moretti gerade in laufenden Dreharbeiten fest. Und erkannte wohl, dass es wichtigere Dinge gibt als einen halb fertigen Film. Hier nun folgt die Dramatisierung dieser Erkenntnisse für die Leinwand. Die Regisseurin Margherita (Margherita Buy) steckt mitten in einem ambitionierten Filmprojekt. Eine Druckerei geht pleite, wird verkauft und wegen drohender Entlassungen besetzt. Doch der exzentrische, amerikanische Hauptdarsteller Barry Huggins (John Turturro) nervt. Andererseits gäbe er mit seiner herrlichen Hollywood-Arroganz den perfekten Firmenboss ab. Margheritas Arbeit stockt noch aus ganz anderen Gründen. Meist steht sie sich selbst im Weg, und nun offenbart ihr der Arzt ihrer kranken Mutter, dass es das Beste wäre, die alte Dame aufs Sterben vorzubereiten. Und sie? Was ist mit ihr? Margherita scheint diese Vorbereitungszeit viel nötiger zu haben. Ihr Bruder Giovanni (Nanni Moretti), der sich von seinem Job beurlauben lassen konnte, um die kranke Ada in der Klinik zu pflegen, versucht seine Schwester sanft zu ein paar grundlegenden Entscheidungen zu drängen. Solche Hilfestellung hätte Moretti, der hier jetzt so etwas wie eine kleine Wiedergutmachung inszeniert, damals wohl selbst gern gehabt. Auf jeden Fall kann er seiner Film-Schwester wertvolle Anregungen geben. Die Mutter zu verlieren, ist ein großer Verlust, von ihr Abschied nehmen zu dürfen, aber ein noch größeres Geschenk.
alpa kino
Buch: Nanni Moretti, Francesco Piccolo, Valia Santella
Regie: Nanni Moretti
Darsteller: Margherita Buy, John Turturro, Giulia Lazzarini, Nanni Moretti, Beatrice Mancini, Stefano Abbati, Enrico Iannello, Anna Bellato, Toni Laudadio, Lorenzo Gioielli, Pietro Ragusa, Tatiana Lepore
Kamera: Arnaldo Catinari
Produktion: Sacher Film, Fandango, Le Pacte, Nanni Moretti, Domenico Procacci, Olivier Père
Bundesstart: 19.11.2015
Start in Dresden: 19.11.2015
FSK: ab 6 Jahren