Madame Bovary

Drama, Deutschland/Belgien/USA 2014, 119 min

Die junge Emma Bovary (Mia Wasikowska), unglücklich verheiratet mit einem gutbürgerlichen Landarzt, siecht in ihrer langweiligen Ehe dahin. Charles Bovary (Henry Lloyd-Hughes) beschließt einen Umzug, um den Gesundheitszustand seiner Frau zu bessern. Die Ursachen nimmt er nicht wahr, weil sie die Grundfesten seiner Ehe ins Wanken bringen würden. Er ist ein braver Philister, der auch bei günstigeren Lebensumständen nur die zunehmende Luxussucht seiner Frau befriedigen könnte. Nach dem Umzug in die Kleinstadt Yonville lernt Emma drei Männer kennen, die auf ganz unterschiedliche Weise ihre Sehnsucht nach Freiheit zu bedienen scheinen - die drei Zauberworte heißen Romantik, Luxus und Aristokratie…
Sophie Barthes ist die erste Frau im Regiefach, die sich den Klassiker Gustave Flauberts vornimmt. Mit Mia Wasikowska hat sie eine Schauspielerin besetzt, die augenscheinlich zu klug ist, um so naiv in die Fallen der bornierten Provinzgesellschaft zu tappen, wie Emma Bovary es tut. Warum sie es dennoch tut, ist eine Frage, auf die Barthes die Antwort schuldig bleibt. Sie legt ihren Fokus ganz auf die Ärmlichkeit und Stupidität dieses Landlebens, auf die Selbstzufriedenheit der Provinzler-Herren und betrachtet sie mit den gnadenlosen Augen einer anspruchsvollen Frau, die sich eine wesentlich aufregendere Ehe herbei fantasierte. Mia Wasikowskas Emma Bovary gibt mit totaler Hingabe, mit heiligem, fast grimmigem Ernst alles, um ihrem Leben einen Sinn zu geben. In den opulenten, atmosphärisch dichten Bildern des Filmes wirkt ihre Schönheit besonders spröde und exotisch. Auf dieser Ebene gelingt dem Film eine überzeugende Annäherung an Flauberts Romanvorlage. Ein Hauch distanzierender Ironie hätte den Romancier sicher auch erfreut.
Grit Dora