Ein Atem

Drama, Deutschland/Griechenland 2015, 100 min

Elena kriegt ihr Leben nicht auf die Reihe. Sie ist Griechin, und die wirtschaftliche Lage in ihrem Land stellt ihr keine Lösung der Probleme in Aussicht. Also will sie woanders ihr Glück versuchen und zieht ohne ihren Freund, der sehr dagegen ist, von Athen nach Frankfurt, wo sie sich durch einen Bar-Job ein gesichertes Einkommen verspricht. Doch erfährt sie beim Gesundheitscheck auch, dass sie schwanger ist, was diesen Plänen im Wege steht, und braucht also schnell mehr Geld, um die Abtreibung zu finanzieren. Dieser Bedarf erweist sich jedoch als großes Glück, denn so kommt sie zu einer Anstellung als Kindermädchen bei Tessa (Jördis Triebel) und Jan, und tatsächlich haben der Umgang mit der anderthalbjährigen Lotte und die bürgerliche Umgebung bald auch Einfluss auf ihren Lebensstil und sie beginnt, ihr Leben besser in den Griff zu kriegen. Bis zu dem Tag, an dem sie Lotte für einen kurzen Augenblick beim Einkaufen aus den Augen lässt und statt des Mädchens nur den leeren Wagen vor dem Laden vorfindet.
Diese Horrorvorstellung aller Eltern markiert die Wende des Films vom Drama zum Thriller, der hierfür auch seine Perspektive wechselt. Denn während Elena aus Angst und voller Schuldgefühle zurück in ihre Heimat flüchtet, wird die Handlung ein wenig zurückgespult, um den Vorfall aus Tessas Sicht zu erzählen. Sie erscheint jetzt viel sympathischer als vorher, und natürlich ist auch ihre Wut und Verzweiflung, die zu einer transeuropäischen Verfolgungsjagd führt, absolut nachvollziehbar.
Christian Zübert (»Lammbock« (2001), »Hin und Weg« (2014)) will seinen internationalen Arthouse-Durchbruch (Toronto) aber nicht nur als spannende Geschichte über die Herausforderungen des Kinderkriegens sondern auch als Allegorie auf die europäische Situation verstanden wissen.
Felix