No Land‘s Song

Dokumentation, Deutschland/Frankreich 2014, 95 min

Die Liste der verbotenen Dinge im Iran ist lang. Besonders für Frauen. Das Team um Regisseur Ayat Najafi hatte erst jüngst den steinigen Weg zu einem Frauenfußballspiel dokumentiert. Verboten ist es Frauen im Iran seit der Revolution von 1979 auch, öffentlich zu singen. Mittlerweile gilt ein sitzender Vortrag als Background für einen Mann wohl als statthaft…, alles andere aber wäre zu gefährlich. Ganz besonders, wenn Männer im Publikum sitzen. Hier liegt das Problem auf der Hand; wenn Frauen singen, erregt das Männer womöglich sexuell. So steht es im Gesetz. Der Komponistin und Sängerin Sara Najafi sind die Probleme der Männer ziemlich schnuppe, ihre Mission dreht sich mehr um die Jahrzehnte lang unterdrückte weibliche Stimme des iranischen Liedes. Ein Kulturgut, welches allenfalls auf Schwarzmärkten gehandelt oder hinter verschlossenen Türen vererbt wird. Sie mag nicht länger zusehen, wie Frauen anderen Frauen das Singen zwar beibringen dürfen, es aber nicht gestattet ist, das Erlernte anzuwenden. Sie plant ein Konzert. Und ganz offensiv lädt sie dazu drei französische Sängerinnen ein. Diesem „etwas offizielleren Anstrich“ erliegen die Sittenwächter aber keineswegs. In Sara regt sich damit nur der Ehrgeiz. Naiv und politisch korrekt hinterfragt sie über zwei Jahre lang in unzähligen Schreibstuben die vielfältigen Gründe, die ein Konzert in Teheran verbieten würden. Mal mit Kamerateam, mal mit Diktiergerät unterm Schleier läuft sie über Korridore, sammelt Ausflüchte wie Lorbeeren und erntet Herablassung wie andere Beifall. Gemeinsam mit den Französinnen und der Unterstützung ihrer Familie erträgt sie dieses kafkaeske Casting bis zum Schluss. Im September 2013 gibt sie in der City Opera Teheran der legendären Sängerin Qamar-ol-Moluk Vaziri, die in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als erste Frau im Iran vor Männern sang, eine neue Stimme mit dem Lied „Morqe Sahar - Bird of Dawn“.
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