Sonnenallee

Komödie, Deutschland 1999, 101 min

Die Sonnenalle ist keine der gewöhnlichen Straßen Berlins, jedenfalls nicht nach ’61. Man hatte zwar die Mauer quer d‘raufgestellt, so dass die Nummern 1-124 im Westteil der Stadt blieben, aber man hatte vergessen, die Nummern im Osten zu ändern. Warum, weiß niemand mehr so genau! Auf dem kurzen Rest 125-136 spielt die Geschichte von Micha, der gern Rockstar werden möchte, und seiner scheinbar unerreichbaren Romanze Miriam. Thomas Brussig und Leander Hausmann haben das Drehbuch geschrieben und dafür den diesjährigen Preis erhalten, und: Sie kommen beide aus der DDR, weshalb es auch glaubwürdig ist und einen ungeheuren Spaß macht, den beiden zuzusehen, wie sie Stasi-Ängste und Blockwart-Mentalitäten in die Pfanne hauen, kräftig umrühren und einen Film vom Feinsten daraus zaubern. Alle proben die Minisubversion im Alltag: Ersatzdrogen werden gemischt, Fluchtpläne geschmiedet, und der antifaschistische Schutzwall ist das bevorzugte Pissoir. Überhaupt, der ABV, der einen immer auf dem Kicker hat, ist der größte Dorn im Auge, fast eine Hassliebe wert. Das Ganze kommt voller schwarzem Humor daher, und es gelingen wunderbare Szenen, z.B. wenn der schmächtige Micha seinen ebenso falschen wie omnipotenten Westkonkurrenten bei seiner Miriam mit einem derart naiven und spröden Charme aussticht, dass einem das Lachen nicht mehr vergehen will. Oder, der Grenzer, der einen Apfel mit einer Lychee vergleicht und daraus den Sieg des Sozialismus weissagt. Es ist einfach köstlich, wie hier die Zone auf die Schippe genommen wird - „es war ja nicht bloß alles gut, was damals lief“. Dass der Film dann auch am 7. Oktober, dem 50. Jahrestag, startete, ist nur ein weiterer Witz: „Gott sei Punk“! Hervorragend sind die Schauspieler, allen voran Alexander Scheer, Henry Hübchen und Ignaz Kirchner, dessen Asche in der Kaffeedose landet, um so zur Beerdigung exportiert zu werden.