Ein ganzes halbes Jahr

Drama, USA 2016, 111 min

Das Beste, was eine Debütantin im Regiestuhl tun kann, ist, einen von diesen literarischen Selbstläufern zu verfilmen. Sie wissen schon. Diese Sorte Bücher, die sich selbst noch in der Drogerie oder im Blumenladen verkaufen lassen. Der in Deutschland meist verkaufte Roman 2013 findet hier seine Leinwandfassung, in welcher sich Louisa Clark (Emila Clarke) als die neue Pflegerin und Gesellschafterin des wohlhabenden jungen Bankers Will Traynor (Sam Claflin) profilieren darf. Der junge Mann sitzt, vom Hals abwärts gelähmt, im Rollstuhl, aus welchem er am liebsten von der höchsten Zinne des erhabenen Anwesens stürzen möchte. Versucht hat er es bereits. Der Frust des ehemaligen Jetsetters sitzt derart tief, dass ihn seine Mutter nur mit Mühe überreden kann, noch sechs Monate am Leben zu bleiben. Ehe er sich bei Dignitas, einem Schweizer Sterbehilfeunternehmen, endgültig davon befreien wird. Klar, dass Louisa, welche passender weise keine abenteuerlustige Selfmademillionärin ist, bei diesem Job alle denkbaren emotionalen Klippen zu umschiffen hat. Ihr Gesicht spricht Bände, wenn sie erfährt, warum sie diese Stelle nur für sechs Monate bekommen hat. Weil Louisa aber von Haus aus die Unbekümmertheit in Person zu sein scheint, und weil sie mit Grimassen schneiden eh nicht weit käme, lässt sie sich von dem jungen Griesgram nicht verschrecken. Klar ist auch, dass sich der reiche Schnösel in das Mädchen verlieben muss, und dass sie ihn zum Lachen und er sie zum Nachdenken bringen muss. Und zum Weinen. Aber das erst gegen Ende der Geschichte. Nachdem sie gemeinsam in der Südsee ein romantisches Abenteuer haben durften.
alpa kino