TRAILER

Sieben Minuten nach Mitternacht

Drama/Fantasy, USA 2016, 109 min

Als ich klein war, habe ich vor dem Schlafengehen unter dem Bett und im Schrank nachgeschaut, ob dort auch ja keine Monster versteckt waren. Glücklicherweise kannte ich damals »Sieben Minuten nach Mitternacht« noch nicht, sonst hätte mein Vater wohl den Baum vor dem Fenster abholzen müssen. Denn in diesem auf einem Roman basierenden und visuell umwerfenden Film von Juan Antonio Bayona bekommt der junge Conor (Lewis MaxDougall) sieben Minuten nach Mitternacht Besuch von einer als Monster zum Leben erwachten Eibe, die ihm insgesamt vier Geschichten zu erzählen hat. Was klingt wie ein triviales Märchen, ist ein trauriger und gar nicht so seichter Film über einen am Leben (ver)zweifelnden Jungen, dessen Mutter (Felicity Jones) Krebs im Endstadium hat. Daheim versucht Conor, ihr nicht zur Last zu fallen, in der Schule wird er gemobbt und mit seiner einzigen Freundin Lily redet er nicht mehr, seit sie die Krankheit seiner Mutter ausgeplaudert hat. Kurzum, die schulischen Probleme sind die eines normalen Teenagers. Die familiären hingegen verlangen Conor alles ab: Er muss seinem Vater vergeben, dass er eine neue Familie hat. Er muss damit klar kommen, dass er fortan bei seiner Großmutter (Sigourney Weaver) leben wird und dass er die Krankheit seiner Mutter nicht aufhalten kann. Bald wird klar: Das Monster ist nicht da, um seine Mutter zu heilen - Conor selbst muss geheilt werden. So durchlebt er bis zum unvermeidbaren Schluss eine Phantasiewelt, die ihn mit seinen tiefsten Ängsten konfrontiert. Im Gegensatz zu meinen Ängsten sind seine deutlich ergreifender als Monster unterm Bett.
Viktoria Franke