raster + psyche & irreversible
In der Zeit zwischen 1987 und 89 lebt Yana Milev mit der Super-8-Kamera. Filme wie »raster + psyche« und »irreversible« sind Zeugnis ihres Befindens und ihrer Umgebung in der DDR.
Die Filme entstehen methodisch in zwei Phasen: Zum einen wird die S8-Kamera zu einer Art Lebensprothese. Stethoskopartig wird sie auf alles gehalten, was sie umgibt. Das Filmen geschieht nicht nach dramaturgischer Vorlage, sondern zu Erhöhung einer gewissen Dramatik ihres Vorhandenseins. Die Kamera observiert, hält fest und bestätigt, als Geste freundschaftlich-intimer Anhänglichkeit, hospitalische performances in einem isolierten Alltag.
Zum Anderen werden die Mengen an gefilmtem Zelluloid erst im Atelier in eine Form gebracht. Dort entsteht der eigentliche Film im Zeichen der Laborthese: Film = Visuelle Musik. Nach der cut-up- und cut-in-Technik werden die linearen Erzählstreifen zerstückelt und in fast geometrischer Ordnung wieder aneinander gefügt. Visuelle Schocks, visuelles Stottern, Runs in Endlosstreifen bewegen sich zu einer Unübersichtlichkeit und lösen sich zu optischen Mustern und Unschärfen auf.
Ein vorläufiges Ende fand 1990 ihre Filmarbeit mit den orchestralen Aufführungen von »irreversible«, als S8-Performance mit acht Projektoren und Livebands.