Wiener Dog

Komödie, USA 2016, 88 min

Unter „Wiener-Dog“ hätte ich mir bis zu diesem Film einen Würstchen liebenden Köter vorgestellt, wenn ich mir einen vorgestellt hätte. Jetzt bin ich schlauer. Ein Dackel ist’s! Regisseur Solondz, der mit seinen Filmen (»Happiness«, »Life During Wartime«) stets polarisiert, richtet seinen gnadenlosen und dennoch liebevollen Blick einmal mehr auf den glanzlosen Alltag der amerikanischen Mittelschicht, und er tut dies aus der Frosch- beziehungsweise Hundeperspektive. Die Augen eines Dackels schauen je nach Lesart neutral oder weise auf ein menschliches Panoptikum, auf die Lebenssituationen seiner wechselnden Besitzer. Ein kleiner Junge kann sich seiner überbehütenden Mutter (Julie Delpy) kaum erwehren, eine überangepasste Tierarztassistentin (Greta Gerwig) will sich einen wilden Typen (Kieran Culkin) schnappen. Dann ist da ein abgehalfterter Drehbuchautor (Danny DeVito), der noch nicht ganz aufgeben will und eine alte Dame, die schon losgelassen hat. Kein Stück amerikanischer Traum weit und breit. Der arme Dackel (korrekt Dachshund) ist Rettungsanker, Seelentier und Gesprächspartner. Bei derlei Vermenschlichung nimmt es nicht wunder, dass er Müsli fressen muss, was zu schmerzhafter Diarrhoe führt. Solondz findet schon sehr konkrete Bilder für schwer erträgliche Zustände, sein Humor ist scharf, schwarz und erfreulich unkorrekt. Natürlich bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
Grit Dora

Buch: Todd Solondz

Regie: Todd Solondz

Darsteller: Danny DeVito, Julie Delpy, Zosia Mamet, Greta Gerwig, Kieran Culkin, Ellen Burstyn, Charlie Tahan, Clara Mamet, Tracy Letts

Kamera: Edward Lachman

Musik: James Lavino

Bundesstart: 28.07.2016

Start in Dresden: 28.07.2016

FSK: ab 12 Jahren