For Being Alive - Punk from Wrocław
Die Stadt, die sich 2016 als Europäische Kulturhauptstadt als bunt, kulturaffin, vielfältig und weltoffen präsentiert, sah in den Achtzigerjahren noch völlig anders aus. Im Roman »Picknick am Ende der Nacht« von Piotr Siemion ist Wrocław beispielsweise dunkel, neblig und müffelt an allen Ecken nach Ölfarbe. War die Hauptstadt Niederschlesiens bis 1989 kulturelles Ödland? Keineswegs!
Die politisch-dadaistischen Aktionen der „Orangen Alternative“ stehen inzwischen in den Schulbüchern. Aber auch jenseits davon blühte eine Subkultur, die lange vergessen war und von Regisseur Tomasz Nuzban jetzt endlich wieder ans Tageslicht gezerrt wurde. Sein Kollektivporträt mit animierten Sequenzen, das beim 12. Neiße Filmfestival 2013 zum Publikumsliebling avancierte, zeigt den Aufstieg der Oderstadt Ende der Siebzigerjahre zu einem der Zentren der alternativen Musikszene Volkspolens. Er spürt den Orten und Personen nach, welche die Punk- und New-Wave-Szene prägten, und zeigt die Suche verzweifelter Individualisten nach einer Lebensstrategie in einer erstarrten, bisweilen absurden Gesellschaft. Dabei stellt er immer wieder die Frage: Was ist eigentlich Punk?