TRAILER

Aloys

Drama, Schweiz/Frankreich 2016, 91 min

Aloys ist Privatdetektiv bei Adorn & Sohn. Aloys (Georg Friedrich) ist der Sohn und vor ihm in einem Sarg liegt Adorn, der Vater. Aloys ist ein komischer Kauz. Menschen mag er nicht zu nahe kommen. In seiner trostlosen „Stinkebude“ hockt er, nimmt am Telefon Aufträge entgegen von betrogenen Eheleuten, schleicht ausgetretene Pfade durch eine anonyme Stadt in der Schweiz und beschattet potentielle Ehebrecher. Als Schutzschild vor der blaugrauen Welt dient ihm seine kleine Videokamera. Näher, als es sein Zoomobjektiv erlaubt, muss er nicht heran an seine Umgebung. So schützt er seine Einsamkeit vor fremdem Zutritt. Aloys filmt sogar das Treppenhaus vor der Wohnungstür. Oder den toten Vater auf seinem letzten Gang. Fehlen wird der ihm als Einziger. Als Aloys dieser Regung nachgibt und sich betrinkt, ändert das sein Leben von Grund auf. Im Autobus wacht er auf und findet seine Kamera nicht, auch nicht die Bänder, die sein Lebens- und Arbeitsinhalt sind. Statt dessen steckt in seiner Tasche eine Kassette, auf der er von der vermeintlichen Diebin schlafend im Bus abgefilmt wurde. Aloys erhält einen Anruf von der Dame (Tilde von Overbeck) und stellt erstaunt fest, dass sie einiges weiß über die Tristesse in seinem Leben. Statt ihn wegen des Videomaterials zu bedrängen, fordert sie den Eigenbrötler heraus zu einer Art Heilung. Paradoxerweise mittels einer imaginierten Telefonwanderung. Das ist eine japanische Erfindung für einsame Menschen. Gemeinsam begibt man sich in eine Fantasiewelt, lauscht Geräuschen, teilt die Bilder miteinander und legt dann auf. Die Leinwand hört folglich gar nicht mehr auf, immer neue Visionen zu produzieren. In dem Debütfilm von Tobias Nölle geraten die abgründigen Hilferufe zweier einsamer Seelen durch traumwandlerische Kameraarbeit zu wunderbaren Kinobildern. Sobald das Telefon klingelt, stoßen Vera, die suizidgefährdete Nachbarin (ein erster Ermittlungserfolg), und Aloys vor in Räume jenseits der üblichen Kontaktanbahnung. Zweisamkeit durch Mindsurfing. Das Offensichtliche passiert, wenn Aloys feststellt, dass er ohne Veras Stimme, ohne ihre gemeinsam verbrachte Zeit gar nicht mehr leben kann. Er sucht ihre Nähe.
alpa kino