Vorwärts immer!
Wenn das Gerücht stimmt, erhielt die erste Honecker-Komödie den Bayrischen Filmpreis gleich doppelt. Falls sich andere Gerüchte bewahrheiten sollten, wird dieser Filmpreis nach der nächsten Wahl abgeschafft, was ein Grund mehr ist, noch schnell ins Kino zu eilen. Dabei ist alles drin; Schießbefehl, Bohnerwachs, Betäubungsspritze und Gerüchte von Raufasertapete. Die aber nicht stimmen. Statt Shakespeare zu geben, probt eine Berliner Theatergruppe den Aufstand im ZK. „Ich hatte einen Traum…“ nuschelt Erich und versucht Krenz und Mielke beim geplanten Königsmord zuvorzukommen, indem er sich noch schnell auf die Seite des Volkes mogeln will. Doch dann bekommt Honecker alias Otto Wolf Fracksausen und macht einen Rückzieher. Das würde Stasi-Knast für alle am Theater bedeuten. Für alle, außer den Bühnen-Spitzel. Den es überall gibt, falls das Gerücht stimmt…
Wo es bereits schwer fällt, sich vor Film und Wahl, eine politisch motivierte Sitzverteilung im Kinosaal vorzustellen, erübrigen sich solche Hochrechnungen nach dem Film und der Bundestagswahl vollkommen. Wem soll denn hier bitte noch nach DDR-Witzen zumute sein? Für die im Westen, so fürchteten die Geldgeber, wäre die Geschichte zu anspruchsvoll. Und denen im Osten sei das Lachen vergangen. Selten schmeckte ein Kelch so bitter, wie ausgerechnet an diesem Bundestagswahlabend einen possierlichen Text zur aktuellen Honecker-Klamotte zu schreiben. In der Jörg Schüttauf seine brillante Paraderolle gleich doppelt abliefert. Einmal als Erich Honecker, der am 9. Oktober 1989 einen Hasen überfahren hat und dann als Erich Honecker, der den Schießbefehl für diesen Abend in Leipzig wieder zurücknehmen muss, weil letzterer eigentlich Otto Wolf heißt und eine erwachsene Tochter hat, die Gefahr läuft, bei der Montagsdemo erschossen zu werden. Wie Anne Wolf (Josefine Preuß) wegen eines zu fälschenden Westpasses mit einem Angsthasen und einem Revoluzzer nach Leipzig gerät, hat mit dem doppelten Erich zu tun. Wie der falsche Erich ins Ehebett der Honeckers nach Wandlitz gerät, hat mit dem doppelten Bohnerwachs im ZK zu tun…
alpa kino
Buch: Markus Thebe
Regie: Franziska Meletzky
Darsteller: Jörg Schüttauf, Josefine Preuß, Jacob Matschenz, Devid Striesow, Marc Benjamin, André Jung, Tom Keune, Steffen Scheumann, Hedi Kriegeskotte
Kamera: Bella Halben
Produktion: Crazy Film, Roxy Film, ARD Degeto, Günter Knarr, Philipp Weinges, Andreas Richter, Ursula Woerner, Annie Brunner
Bundesstart: 12.10.2017
Start in Dresden: 12.10.2017
FSK: ab 12 Jahren