Zum Ausziehen verführt

Hausbesetzer, Seriengucker und unverheiratete Verschwörungstheoretiker - Aufgepasst ! Diese offbeat-romantic-comedy (wusste gar nicht, dass es das gibt) wird der verführerischste Frühlings-Film. Dieses echte date-movie erzählt von einem der auszog, die Welt auf der anderen Straßenseite für sich zu erobern. Tripp (Matthew McConaughey) ist mit something-thirty noch nicht zu alt, um den Nabel der Welt neu zu definieren. Bislang wohnte er zufrieden, tagein, tagaus mütterlich glattgebügelt, im elterlichen Hause. Allen guten Wünschen und Ratschlägen zum Trotz wollte Tripp bisher ein Start ins eigene Leben nicht glücken. Da hilft nur echte Motivation weiter. Und, o welche Überraschung, das stärkste Lockmittel seit Erfindung erotisch duftender Botenstoffe geht auf zwei Beinen durch die City, und durch Sex hat Paula (Sarah Jessica Parker) bislang noch immer ihr Ziel erreicht. Es trifft sich gerade gut, dass Tripp ausgerechnet von einer Frau wie Paula geträumt hat (jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen wäre rein zufällig). Die herrlich Zeit aber, wo Mama gekocht, gewaschen, gebügelt und das Zimmer aufgeräumt hat, die soll nun vorbei sein?
Statistiken in verschiedenen Ländern belegen, dass sich junge Menschen immer länger in der Wärme der elterlichen Wohnung aufhalten. Diese Art Hausbesetzer sind im Grunde ja einfach nur nett, bequem und noch dazu mit einem verwandt, was will man mehr? Seine Ruhe vielleicht? Einmal sind die Kinder zu selbstständig und nabeln sich noch vorm Abitur ab, ein anderes Mal teilen sie mit den Eltern das Glas für die Dritten. Tripps Mutter zieht jedenfalls den richtigen Schluss und plant die filmreife Verschwörung, ihren Sohn mit Hilfe einer selbstbewussten und erfolgreichen (nicht zu vergessen; wohlhabenden) Motivationstrainerin zum Ausziehen zu verführen. Doch bald nachdem Tripp die Hosen das erste Mal runtergelassen hat, riecht er den mütterlichen Braten.
Man darf davon ausgehen, dass der sich anbahnende Konflikt nicht in Peking enden wird (wo meist mehr als zwei Generationen einmütig unter einem Dach wohnen) und wo seinerzeit Tanguy der Sinologe ein neues Nest zum Hocken fand. Dazu hat Paula ihre Stadt und all die anderen Dinge viel zu lieb. Und Tripp? Ob das kuschelweiche Muttersöhnchen in der Lage ist, von einem mütterlichen Geheimauftrag zu einer liebeswerten Gewohnheit zu werden, darf als sicher angenommen werden. Hollywood liebt seine Regeln und all die anderen Dinge.
C.Fredo