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Auguste Rodin

Drama, Frankreich 2017, 121 min

Eines sollte gleich vorweg vereinbart sein; wer nicht mindestens erstaunt und verzaubert steht vor einem von Auguste Rodins Kunstwerken, muss an dieser Stelle weder weiterlesen noch ins Kino gehen, um diesen gelungenen Entwurf von einem Abbild des großen Franzosen mit eigenen Augen zu betrachten. Rodin beherrschte eine der ältesten Kunstfertigkeiten der Menschheit wie nur wenige vor ihm. Der 1840 in Paris geborene Bildhauer vermochte es, mit seinen bloßen Händen, den Körper oder das Antlitz eines Menschen zu formen. Was aber noch keinen Künstler ausmacht. Wenn jedoch aus einem Steinklumpen das Wesen seines lebendigen Vorbildes zum Betrachter spricht, wenn man die Wahrhaftigkeit eines Kusses mit Händen greifen kann, dann mag man den Mann getrost ansprechen mit Monsieur Maître Rodin.
Tagein, tagaus ringt Rodin (Vincent Lindon) mit den Gesten seiner tönernen Kinder, zwingt ihnen ein Lächeln ab, verwirft Gesichter oder die Balance eines Körpers. In diesem kein bisschen geschwätzigen Künstlerportrait verbringt man Jahre mit einem Genie in dessen Werkstatt. Wo der Mann unermüdlich den Ton feucht hält, besessen dem Licht nachspürt und seine Leidenschaft nicht selten erprobt an Körpern aus Fleisch und Blut. Während Rodin soeben sein erstes staatliches Auftragswerk beginnt, das sechs Meter hohe und vier Meter breite Höllentor, nachempfunden der Göttlichen Komödie von Dante, betritt Camille Claudel (Izïa Higelin) sein Atelier. Es ist schön, zu wissen, dass er in ihrer Gegenwart seine kreativsten und kompromisslosesten Jahre verlebt. Auch wenn beide gemeinsam nicht glücklich werden. Perfekte Menschen werden keine Künstler. Schön ist es auch, dass der Film von Jacques Doillon dem Glücksgefühl, welches man erleben darf beim Betrachten eines Denkers, Kusses, oder eines Balzacs, die zu deren Erschaffung notwendigen Qualen hinzufügt. Die Bildhauerei kann sieben Jahre nur ein Handwerk sein und an einem einzigen Tag zur Kunst gedeihen.
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