Lover oder Loser

Komödie, Großbritannien 1998, 109 min

Liebe und Sex, möglichst bei ein und derselben Person, suchen sechs Thirthysomethings im quirligen Londoner Stadtteil Camden Town. Aber trotz aller Anstrengungen lässt der absolute Traumpartner auf sich warten, und die Methode „trial and error“ bringt nur Frust und Fehlschläge.
Es ist faszinierend, wie es Engländern gelingt, aus alltäglichen Ereignissen immer wieder spannende Kinogeschichten zu zaubern. Dass Mr. oder Mrs. Right schwieriger zu finden sind als die berühmte Nadel im Heuhaufen, ist nicht neu, aber David Kane erzählt die ewig alte Story mit neuen Winkelzügen und subtilem Witz. Der Film beginnt da, wo andere enden: Mit einer Hochzeit. Doch die Ehe dauert nur 35 Minuten, dann landet der Bräutigam in einem emotionalen Säurebad. Denn bevor Danny die Hochzeitstorte anschneiden kann, erfährt er von einer Affäre seiner frisch
angetrauten Hannah mit dem Trauzeugen. Wutentbrannt fährt er zum Flughafen, säuft sich die Hucke voll und bietet der Putze und Hobby-Sängerin Marey den Platz an seiner Seite im Honeymoon an. Doch statt auf Jamaica landet das Duo bei ihm zu Hause, wo ihr der Tattoo-Künstler ein Tattoo in den Allerwertesten ritzt. Währenddessen schmeißt sich die total betrunkene Hannah dem Möchtegern-Bohemien Cameron an den Hals, sein Wohnungsnachbar, der sexuell unbedarfte Liam, verknallt sich in die flippige alleinerziehende Mutter Sophie. In diversen Konstellationen
erstreckt sich das „Bäumchen wechsel Dich“-Spiel über drei Jahre. Nach jeder Enttäuschung lecken die Unglücklichen ihre Wunden, um dann wieder im Beziehungspoker mitzumischen, in der vagen Hoffnung, dass es irgendwann mal klappt. Männlein wie Weiblein gehören zur Kategorie
liebenswerte Loser, wobei die Herren der Schöpfung durchweg mit den schlechteren Karten hantieren und an Elefanten im Porzellanladen erinnern. Mit leichter Ironie zeichnet Kane die Nöte der unfreiwilligen Singles, ihre hilflosen Tricks, Aufmerksamkeit beim anderen Geschlecht zu
erregen, die Momente von Einsamkeit und Verzweiflung. Das Sextett strampelt sich ab und kriegt beziehungsmäßig doch keinen Fuß auf den Boden. Aber die Sehnsucht bleibt bestehen, und manchmal sind die Sterne zum Greifen nah. Wenn es am Ende Danny und Hannah doch noch einmal
versuchen, siegt das Prinzip Hoffnung. Neben dem rauhen Charme von Camden Town und bester Situationskomik sind die Schauspieler das Plus dieser heiter-melancholischen Komödie, allen voran Cathy Burke (Marey) als bodenständige, aber verletzbare junge Frau. Fans des englischen Humors sollten bei diesem ungeschliffenen Kino-Diamant mehr sein als nur „amused“. Bye, bye Notting Hill, Welcome in Camden Town!
mk

Buch: David Kane

Regie: David Kane

Darsteller: Kathy Burke, Jennifer Ehle, Ian Hart, Douglas Henshall, Catherine McCormack, Dougray Scott, Emily Woof, Sophie Okonedo, Bronagh Gallagher

Kamera: Robert Alazraki

Musik: Simon Boswell

Produktion: Kismet Film, Michèle Camarada

Bundesstart: 27.01.2000

Start in Dresden: 27.01.2000

FSK: ab 12 Jahren