The Man Who Killed Don Quixote
Toby (Adam Driver), ein smarter Werbefilmer, der sich in Spanien aufhält, um einen Wodkawerbespot mit einer Don Quixote-Figur zu drehen, wird nicht nur wegen der Ödnis dieses Jobs von einer kleinen Sinn- und Schaffenskrise heimgesucht. Er lässt seine Crew am Set stehen und fährt in das Bergdorf, indem er vor vielen Jahren seinen Abschlussfilm für die Hochschule gedreht hat - auch zum Thema Don Quixote. Die Protagonisten sind noch da - allen voran seine sehr junge Jugendliebe Angelica (Joana Ribeiro), die sich mittlerweile zu prostituieren scheint und Javier (Jonathan Pryce), ein alter Mann, der sich noch immer für den Ritter von der traurigen Gestalt hält, den er damals spielte. Javier erkennt Toby als „seinen“ Sancho Panza wieder, und ab diesem Punkt verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Imagination. Es finden simultan statt: Der Versuch einen Film zu drehen, eine abenteuerliche Reise in Don Quixotes Welt und die Selbstfindungsversuche eines alten und eines jungen Mannes, wobei der ältere als Visionär den längeren Arm hat. Der coole Zynismus des jüngeren beginnt rasch zu bröckeln, wenn ihn der verwirrte alte Mann in seinen unverwüstlichen Traum einer besseren Welt hineinzieht, in den Kampf um die Liebe und gegen die sprichwörtlichen Windmühlen - und ihn damit an die eigenen moralischen und künstlerischen Ansprüche erinnert, die er schon lange dreingegeben hat. Jonathan Pryce und Adam Driver spielen das sehr schön.
Um die 25 Jahre hat Kultregisseur Terry Gilliam zäh um die Verfilmung des Cervantes-Buches gerungen. Die ersten gescheiterten Dreharbeiten Anfang des neuen Jahrtausends enthält der Dokumentarfilm »Lost in La Mancha« (2002). Dem Erwartungsdruck, der sich aus dieser Produktionsgeschichte aufbaut, muss man erstmal standhalten.
»The Man Who Killed Don Quixote« ist vor allem visuell ein klassischer Terry Gilliam, opulent in Szene gesetztes Bildertheater, fantastisch, verträumt und lustig. Seine künstlerischen Mittel, beispielhaft steht dafür die quasi nicht mehr zeitgemäße Bildsprache mit typischen Effekten, die schon in seinem Dystopie-Klassiker »Brazil« (1985) auftauchten, geben ihm einen rührend nostalgischen Touch und verleihen dem Plot einen weiteren Twist. Nicht nur der Ritter, auch Terry Gilliam und seine Arbeiten scheinen inzwischen aus der Zeit gefallen. So stellt der unkaputtbare Regisseur die Gegenwart auf charmant melancholische Weise in Frage.
Grit Dora
Buch: Terry Gilliam, Tony Grisoni
Regie: Terry Gilliam
Darsteller: Jonathan Pryce, Adam Driver, Olga Kurylenko, Stellan Skarsgård, Joana Ribeiro, Óscar Jaenada, Jason Watkins, Sergi López, Jordi Mollà
Musik: Roque Baños
Produktion: Alacran Pictures, Tornasol Films, Entre Chien et Loup, Ukbar Filmes, Mariela Besuievsky, Amy Gilliam, Gerardo Herrero, Grégoire Melin, Pablo Iraola, Pandora da Cunha Telles, Sébastien Delloye
Bundesstart: 27.09.2018
Start in Dresden: 27.09.2018
FSK: ab 12 Jahren