Birds of Passage - Das grüne Gold der Wayuu
Es gilt als ausgemacht, dass die Gier eine von jenen menschlichen Sünden ist, die unserer Gattung dereinst einmal das bis dahin evolutionär bevorteilte Genick brechen wird. Diese Geschichte erzählt Anfang der siebziger Jahre exemplarisch, wie eine kolumbianische Großfamilie aus dem Wayuu-Volk von der Gier einzelner Mitglieder zerrieben wird. Zu Beginn begehrt Raphayet (Jose Acosta) nur die Hand der schönen Zaida (Natalia Reyes). Für deren Mutter Ursula (Carmina Martinez) steht fest, dass Raphayet der falsche Mann ist - nicht nur für ihre Tochter, sondern auch für ihren Clan. Daher erhöht sie den üblichen Brautpreis auf 50 Ziegen und 20 Kühe, nebst beträchtlichem Geschmeide, was Raphayet nur noch mehr anstachelt. Zufällig erkennt Raphayet in der Marihuana-Gier amerikanischer Geheimdienst-Hippies ein willkommenes Geschäft und steht sehr bald wieder bei Ursula auf der Matte; Raphayet nimmt Zaida zur Frau und das Unglück seinen Lauf …
Von Beginn an lässt das kolumbianische Regie-Paar Cristina Gallego und Ciro Guerra (»Der Schamane und die Schlange«) in seiner liebevoll komponierten Bilderorgie keinen Zweifel daran, wie böse alles enden wird. Ohne große Brüche würde ihre Geschichte als Prequel zu »Narcos« durchgehen. Bedenkt man Kolumbiens Drogengeschichte, verleiht dieses Wissen dem Film ein ordentliches Maß Brisanz; hilflos schaut man zu, wie alles vor die Hunde geht. Bald wimmelt es in Raphayets Reihen nur so von windigen Typen und auch sein Cousin Aníbal (Juan Martínez) umgibt sich nicht gerade mit Ehrenmännern. Blut, Geld & Verrat regieren und niemand hört mehr auf die jahrhundertealten Weisheiten, welche dem Volk der Wayuu bisher die Existenz sicherten. Glaubt man Ursula, liegt hierin der Untergang begründet; nur die Familie führt zu Ansehen, Ansehen zu Ehre und nur wo Ehre ist, gilt das Wort. Gallego und Guerra verweisen erneut auf den Konflikt zwischen Tradition und Moderne, zwischen Ehrenmännern und Kapitalisten, zwischen Gunst und Gier.
Alpa Kino
Buch: Maria Camila Arias, Jacques Toulemonde Vidal
Regie: Ciro Guerra, Cristina Gallego
Darsteller: Natalia Reyes, Carmiña Martínez, José Acosta, Jhon Narváez, Greider Meza, José Vicente
Kamera: David Gallego
Musik: Leonardo Heiblum
Produktion: Ciudad Lunar Producciones, Blond Indian Films, Bord Cadre Films, Films Boutique, Pimienta Films, Snowglobe Films, Labodigital, Cristina Gallego, Katrin Pors, Inti Jimena Zamora Martinez, Sandino Saravia Vinay, Jean-Christophe Simon, Jim Stark, Dan Wechsle
Bundesstart: 04.04.2019
Start in Dresden: 04.04.2019
FSK: ab 12 Jahren