Die zwei Leben der Veronika

Frankreich/Deutschland/Polen 1991, 92 min

Als der polnische Regisseur Krzysztof Kieslowski 1996 starb, hinterließ er neben einem sehr vielfarbigen Werk auch eine letzte großartige Filmszene. Zufällig wurden sieben Menschen vor dem Ertrinken gerettet, als im Ärmelkanal eine Fähre sank. Kieslowski bemühte seit den sechziger Jahren immer wieder Liebe und Zufall, die Handlung seiner Filme voranzutreiben, da wundert es nicht, dass die Geretteten allesamt Helden vorangegangener Filme waren. Veronique war nicht unter ihnen, wer weiß, vielleicht hatte sie sich anderswo verliebt, vielleicht hatte sie zufällig das Schiff verpasst.
Schnitt. Lange bevor irgendeine Fähre im Kanal sinkt, steht in Krakau die Welt auf dem Kopf. Die zwanzigjährige Veronika verlässt ihre Familie in Warschau und einen Freund, der sie liebt. Denn in Krakau steht sie kurz vor einer viel versprechenden Karriere als Sängerin, die ganze Stadt liegt ihr zu Füßen. Es scheint, als habe ein Engel sie berührt, die junge Polin singt zum Sterben schön. Nichts kann sie aufhalten, jetzt wo sie weiß, was sie will. Sie taucht die Welt in goldgelbe Farben, füllt die Blicke der Menschen mit Glückseligkeit und läuft dabei ihrem Schicksal in die offenen Arme. Ihr eigenes Herz ist nicht stark genug, und so stirbt sie auf der Bühne. Doch Kieslowski spielt Gott, denn es gibt einen geheimnisvollen Marionettenspieler mit Namen Alexandre. Er weiß eine Geschichte zu erzählen, worin zwei Mädchen am selben Tag zur Welt kamen. Sie trugen den gleichen Namen, benutzten dieselbe Hand zum Schreiben und ihr beider Gesangstalent schien ein und derselben Quelle entsprungen zu sein. Veronique lebt in Frankreich, in Clermont-Ferrand. Immer schon streichelt sie ihre Augenbraue mit einem Ring. Sie besitzt ein Foto von Veronika, noch ohne es zu wissen. Eines Tages gibt sie ihre Ambitionen zum Gesang auf, weil sie der Stimme ihres Herzens folgt. Denn plötzlich fühlt sie sich allein. Irgendetwas hat sie verlassen. Sie unterrichtet fortan Kinder. Veronique sucht einen neuen Platz. Ihr Herz führt sie erst zu einer wundervollen Musik, diese bringt sie dann zu einem Marionettenspieler und der lockt sie später nach Paris. Angezogen von Alexandres geheimen Botschaften will sie wiederfinden, was ihr verlorengegangen scheint. Dabei versinkt die Welt in goldgelben Farben, ihr Blick füllt sich mit Glückseligkeit und doch verfehlt sie die offenen Arme ihres Schicksals.