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Girl

Drama, Belgien/Niederlande 2018, 106 min

Von dem Filmland Belgien bekommt man auf der Welt wenig mit, doch jetzt sorgte in Cannes ein Film für Furore, der es bestimmt auch zur 91. Oscarverleihung für den „Besten fremdsprachigen Film“ schaffen wird. Der Spielfilm mit dem fast generischen, aber doch allzu passenden Titel »Girl« überzeugt nicht nur mit seiner Geschichte, sondern vor allem mit seinem beeindruckenden Hauptdarsteller. Die 15-jährige Lara (Victor Polster) ist auf dem besten Weg sich den Traum zu erfüllen, eine Ballerina zu werden. Dafür trainiert sie hart an einer belgischen Ballettschule und wird von allen unterstützt. Nur die gleichzeitige Umwandlung von einem Jungen zu einem Mädchen und die damit einhergehenden hormonellen und persönlichen Veränderungen könnten ihren Wünschen Grenzen setzen.
Regisseur Lukas Dhont, der sich schon vorher mit seinen Kurzfilmen souverän in der Tanzszene bewegt hat, schuf hier als seinen ersten Langfilm ein berührendes Portrait und realistisches Drama mit Feingefühl, aber auch mit viel Neugierde. Es beleuchtet seine Hauptfigur ohne zu werten und überlässt es dem Zuschauer, sich einzufühlen. Das fällt durch die beeindruckende Leistung des Hauptdarstellers Victor Polster aber mehr als leicht. Dieser schafft es, obwohl selbst ein Cisgender (Person, die sich ihrem angeborenen Geschlecht zugehörig fühlt), Lara in allen Facetten perfekt einzufangen. Auch wenn das bei der Transgender-Community zu einem Aufruhr führen könnte (hätte man doch genauso gut ein Transgender nehmen können) bringt Victor Polster alle Fähigkeiten, darunter auch ein überzeugendes Tanztalent, mit. Dass Dhont sich richtig entschieden hat, sagen auch schon die zwei Trophäen, welche er in Cannes gewonnen hat. »Girl« ist ein einfühlsames, starkes Drama, welches in allen Punkten überzeugt und es schafft, unaufdringlich für ein auch heute immer noch schwieriges Thema zu sensibilisieren.
Doreen