Sunset
Der Kopf von Schauspielerin Juli Jakab ist sehr präsent in diesem Film. Mal blickt man in ihre verträumten, gar entrückten Augen. Mal schaut man auf ihren zarten Rücken und den schlanken Hals, die gekonnt zusammengesteckten Haare und den ausladenden Hut. Leise, aber bestimmt stellt sie sich im Jahre 1913 - am Vorabend des ersten Weltkriegs - in Budapest im Hutmachergeschäft Leiter vor. Ihr Name: Iris Leiter. Ihre Eltern sind gestorben, das Geschäft wird von Oskar Brill geführt. Der versucht höflich, aber bestimmt, sie loszuwerden. Doch Iris bleibt - und blickt nicht nur hinter die Fassade des Geschäfts, der Stadt und der ganzen Monarchie, sondern letztlich auch hinter die der Familie und der eigenen Courage.
Der neue Film von László Nemes zeigt eine Bildsprache, wie sie schon in seinem Kurzfilm »Türelem« vor zwölf Jahren zu sehen war. Ganz nah dran an der Protagonistin, jede winzige Regung ihres Gesichts verzeichnend. Natürlich wirkt das Licht, der Ton ist in beige und braun gehalten. Gemächlich wird der Zuschauer ins Geschehen eingeführt, erst nach und nach entwickelt sich die mitunter verworrene Geschichte mit ordentlich Gewaltpotenzial. Und hier liegt möglicherweise eine Schwäche des Films: Vielleicht einmal zu viel setzt OSCAR-Preisträger Nemes, der das Drehbuch mit verfasst hat, auf andeutungsschwangere Dialoge. Einmal zu oft auf einen vielsagenden Blick. Für Freunde des bildstarken Kinos sollte das kein Hinderungsgrund sein, für jene von sich langsam anbahnenden Katastrophen schon gar nicht.
mana
Buch: László Nemes, Clara Royer, Matthieu Taponier
Regie: Laszlo Nemes
Darsteller: Susanne Wuest, Juli Jakab, Vlad Ivanov, Mónika Balsai, Björn Freiberg, Urs Rechn, Judit Bárdos, Evelin Dobos, Zsolt Végh, Levente Molnár
Kamera: Mátyás Erdély
Musik: László Melis
Produktion: Laokoon Filmgroup, Playtime Production, Gábor Rajna, Gábor Sipos, Virág Baranyi, Sébastien Beffa, Nicolas Brigaud-Robert, Valéry Guibal, François Yon
Bundesstart: 13.06.2019
Start in Dresden: 13.06.2019
FSK: ab 12 Jahren