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Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit

Drama/Biographie, Großbritannien/Frankreich/USA/Schweiz 2018, 111 min

Willem Dafoe war 1988 Jesus Christus, 30 Jahre später ist er van Gogh. Regisseur Julian Schnabel hat auf die Jesus-Rolle Dafoes in Martin Scorseses Film »Die letzte Versuchung Christi« mehrfach hingewiesen - offensichtlich kommt es ihm darauf an, Parallelen zu ziehen. Scorseses Film und Dafoes Spiel polarisierten seinerzeit enorm. 1990 wiederum spielte Scorsese in Akira Kurosawas Film »Dreams« einen van Gogh, der sich ein Ohr abgeschnitten hat, weil es ihm nicht gelungen ist, es auf eine für ihn gültige Weise zu malen. Ein triftiger Grund für einen Maler. Van-Gogh-Filme gibt es einige, aber Julian Schnabel, selbst Maler, erzählt konsequent aus der Perspektive des Künstlers - und konzentriert sich ganz und gar darauf, wie Vincent van Gogh die Welt wahrgenommen haben könnte.
So beeindruckt seine Version der letzten Phase im Leben des Künstlers mit krassen farbgesättigten Landschaftsaufnahmen und hart gegeneinander geschnittenen kontrastierenden Lichtstimmungen, die die inneren Kämpfe des rastlosen Malers spiegeln und gleichzeitig nahe an den Motiven seiner Bilder bleiben, ohne je ins Illustrative abzugleiten. Die dramatischste Landschaft ist das Gesicht des Künstlers. Die Kamera kommt Willem Dafoe extrem nah, seine Falten gleichen trockenen aufgerissenen Ackerfurchen - Seelenlandschaft pur und großes Kino.
Wenn Julian Schnabel dreht, ist der Cast erlesen: Rupert Friend glänzt als van Goghs Bruder Theo, Mads Mikkelsen gibt den knallharten Dorfpriester, der sehr genau die Gefahr wittert, die von den wilden Bildern ausgeht und Mathieu Amalric spielt den zugewandten kunstaffinen Dr. Gachet. Der Titel lädt den Film sehr pathetisch auf - geht aber ganz einfach auf ein Gemälde van Goghs zurück.
Grit Dora