Die Blume der Hausfrau
Eine kleine Kinosensation erreicht nun auch Dresden. Ein ursprünglich fürs Fernsehen produzierter Dokumentarfilm fand über diverse Festivals mit nicht mal einer Hand voll Kopien den Weg ins Kino und kann mittlerweile über 70.000 Besucher vorweisen. Um so verblüffender ist dieses Interesse, wenn man erfährt, worum es in »Die Blume der Hausfrau« geht: um Staubsaugervertreter. Regisseur Dominik Wessely hat sich fünf Vertretern der Elektrofirma „Vorwerk“ an die Fersen geheftet und festgehalten, wie diese von Haustür zu Haustür tingeln und versuchen, High-Tech-Staubsauger für 1.000 DM und mehr an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Ist man anfänglich geneigt, dem putzigen Treiben der Vertreter und den Reaktionen ihrer Kunden (besser Opfer) ein erhebliches Maß an Komik abzugewinnen, tun sich nach und nach Abgründe auf. Deutscher Sauberkeitswahn, Einsamkeit, Vertreterhierarchie, knallharter Leistungsdruck bis zu Selbstverleugnung und ausgeprägtes Wohnzimmer-Spießertum sind nur einige Aspekte der sehr genauen Beobachtungen. Der Film kommt ohne zusätzlichen Kommentar oder gar Interviewfragen aus und lässt stattdessen den profilierten Selbstdarstellern/Vertretern optimal Raum. Auch über jene, die ihre Türen den Vertretern öffnen, erfährt man eine ganze Menge. Obwohl es eigentlich immer nur um den Verkauf der Staubsauger oder Zubehör geht. Ein gezielter Blick wird auch in die Schulungsräume der Vertreter geworfen, zum Beispiel wenn der Seminarleiter das „Modul 4“: Wie komme ich in eine Wohnung rein? erläutert. Diese Frage stellt sich zum Glück beim Kinobesuch nicht.
Buch: Dominik Wesely
Regie: Dominik Wesely
Kamera: Knut Schmitz
Musik: Oli Biehler
Produktion: Michael Jungfleisch
Bundesstart: 09.05.2024
Start in Dresden: 09.05.2024
FSK: ab 12 Jahren