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My Zoe

Drama, Großbritannien/Frankreich/Deutschland 2019, 102 min

Die ehrgeizige Wissenschaftlerin Isabelle (Julie Delpy) ist frisch geschieden. Ihre Tochter Zoe ist im Grundschulalter und lebt bei ihr, mit Exmann James (Richard Armitage) liegt sie wegen Sorgerechtsfragen noch im Clinch. Nervende, aber nicht unlösbare Probleme und einen neuen Freund (Saleh Bakri) hat sie auch. Das Leben meint es also gut mit Isabelle, doch dann geschieht eine Katastrophe. Zoe erleidet nachts eine Gehirnblutung und fällt ins Koma. Isabelle akzeptiert Zoes drohenden Verlust nicht, sie entnimmt ihr eine Gewebeprobe und reist zu einem Experten (Daniel Brühl) nach Moskau …
Auch July Delpy ist ehrgeizig. Sie verantwortet Drehbuch, Regie, Hauptrolle und greift nach dem ambitionierten Thema Gentechnik, ohne eine Genre (Grusel oder Dystopie) zu bedienen. Beziehungsstudien, besonders das Aufreiben zwischen alter und neuer Liebe, sind ihre Königsdisziplin als Schauspielerin und über all dem steht in »My Zoe« das übergreifende Thema der Bindung zwischen Mutter und Kind, die so oft einen Besitzanspruch einschließt.
Das besondere an Delpys Interpretation ist die Verweigerung des Abdriftens in den Wahnsinn- eine Möglichkeit, die spielerisch mehr schillernden Raum gegeben hätte. Sie bleibt sachlich und bei der Logik einer Wissenschaftlerin, die sich mit den Grenzen der Natur nicht abfinden will. Interessant ist auch, dass der Film ganz nebenbei die Privilegien der gehobenen Mittelklasse thematisiert. Insofern ist »My Zoe« auch subtile Systemkritik.
Grit Dora