Online für Anfänger

Drei Mittfünfziger, zwei Frauen und ein Mann, alle etwas lädiert vom Leben und den Widrigkeiten des Alltags. Bertrand hat sich in eine Callcenter-Stimme verliebt und sagt zu jedem noch so beklopptem Werbeangebot ja, während Marie ihr Mobiliar verkloppen muss, weil ihr Mann sie verlassen hat. Das Kleingeld schwindet beiden rasch dahin. Serien-Junkie Christin wiederum jobbt mehr schlecht als recht als Uber-Fahrerin. Doch diese Sorgen schrumpfen geschwind auf Nusskerngröße als sich maximaler digitaler Ärger auftut. Die drei beutelt zunehmend Online-Stress: Cyber-Mobbing, schlechte Internet-Bewertungen von Taxikunden, Erpressung per Sextape und so weiter. Was folgt, ist stundenlanges unwürdiges Abhängen in Telefonwarteschleifen, Massen unbeantworteter Einschreiben an Facebook, kurz: totale Hilflosigkeit, die in die Flucht nach vorn mündet, in den Angriff der Techgiganten. Nie war David winziger und Goliath überdimensionaler als in dieser kleinen französischen Posse. Blanche Gardin, Denis Podalydès, Corinne Masiero verheddern sich gekonnt in den Fallstricken von Social Media und zünden ein digitales Knallfroschfeuerwerk. Der Wiedererkennungswert und der Spielspaß sind hoch, nicht nur beim allseits beliebten Passwort-Dilemma. Benoît Delépine und Gustave Kervern setzten noch eins drauf und bringen in ihrer neuen Satire zwei feine Kerle unter. Agent Provokateur Michel Houellebecq hat einen lebensmüden Kurzauftritt und Benoît Poelvoorde lässt seine Muskeln spielen.
Grit Dora