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Minari - Wo wir Wurzeln schlagen

Drama, USA 2020, 116 min

Ein junges Paar, Monica (Yeri Han) und Jacob (Steven Yeun), nebst zwei Kindern, zieht aufs Land. Go west, young woman, young man, sozusagen. Was auf der Leinwand quasi eine der biblisch anmutenden Kinogeschichten abgibt; wenn sich die junge Familie ihr Glück auf einer brach liegenden Scholle sucht. In dem Fall, der hier nacherzählten Kindheitserinnerungen von Regisseur Lee Isaac Chung, ging die junge Familie ostwärts, von Kalifornien, wo sie als billige Arbeitskräfte in einem Albtraum von einer Hühnerfarm gearbeitet haben, nach Arkansas. Hier möchte Jacob endlich mit eigener Hände Arbeit ein kleines Unternehmen aufbauen. Er nennt es seinen Garten und die Früchte sollen vor allem koreanische sein. Er möchte anderen asiatischen Migrantinnen in Arkansas Mitte der Achtziger Jahre etwas heimatliche Esskultur in ihre Küchen zurückbringen. So lautet der Plan. Jacobs Frau ist skeptisch, der kleine David (Alan Kim) und seine Schwester sind erstmal abenteuerlustig, aber schnell wird klar, ohne Hilfe und nachbarschaftliche Unterstützung sind sie hier verloren. In der Gemeinde finden sie wohlwollende Aufnahme und aus Korea rufen sie Großmutter Soon-ja (Yoon Yeo-jeong) zur Unterstützung herbei. Jetzt wird sich der 7-jährige David sein Zimmer mit dieser alten Frau teilen und wie nebenbei lernen müssen, wo seine Wurzeln sind. Er wird erleben, wie seine Eltern Überschwemmungen und Trockenheit, Feuer und Stürme überstehen, wie sie hart arbeiten und zärtlich ringen. Immer ganz kurz vor der Aufgabe und dann wieder festhaltend an Großmutters Pragmatismus und an Jacobs entschlossenen Willen, bei dieser einen Sache nicht zu scheitern. Als Soon-ja ihre mitgebrachten Samen der koreanischen Minari-Petersilie ausbringt, soll sich das ganze Projekt endlich entscheiden …
Angeblich war Regisseur Lee Isaac Chung gerade dabei, seinen Job an den Nagel zu hängen und wieder zurückzukehren zu seinem Biologiestudium, als er eine kleine Liste verfasste über die prägenden Bilder seiner Kindheit. Und dann sah er ihn; seinen neuen Film. (Kleine Posse am Rande: Klugerweise verzichtete Chung bei seiner Nacherzählung auf vermutlich erlebten Alltagsrassismus. Dummerweise verzichteten die Veranstalter der Golden Globes 2021 auch darauf, den amerikanischen Film eines amerikanischen Autors auch als solchen zu nominieren. »Minari« gewann den Globe als fremdsprachiger Film, einen von sechs Oscars und alles, was man beim Sundance Filmfestival gewinnen kann.)
Rollo Tomasi